Adidas Adizero ADIOS PRO2 - Langzeit-Test

 

Der „ADIOS PRO“ war der erste ernstzunehmende Gegner für den NIKE VAPORFLY….und er hat in den letzten Jahren weltweit viele Siege, sowie unzählige Podiums-Platzierungen bei den Marathons „erlaufen“ können.

Auch bei Triathlet*innen – wie zum Beispiel Patrick Lange – ist er äußerst beliebt!

Seit ca. Ende 2021 ist der Nachfolger – Adidas Adizero Adios Pro2 (PRO2) – erhältlich. Genug Zeit, um diesen über den Winter viele Kilometer zu laufen und nicht nur dessen Performance, sondern auch etwas über seine Haltbarkeit sagen zu können.

…denn das tolle LIGHTSTRIKE PRO erwies sich schon beim Vorgänger als durchaus haltbar(er) und zeigte deutlich weniger „Faltenwurf“ und Deformationen als einige andere „Carbon-Konkurrenten“.

Shop4Runners hat mir den ADIOS PRO2 zur Verfügung gestellt, so dass ich ihn unabhängig von etwaigen Hersteller-Interessen testen konnte.

 

Hinweis:

Weitere Infos, insbesondere zu den technischen Innovationen und Materialien findest du auch in den Testberichten zum

TAKUMI SEN8, ADIOS PRO (1) und BOSTON10 …. ( LINKS s.u.) :
Im Folgenden wird schwerpunktmäßig auf die konstruktiven Unterschiede, Performance und Haltbarkeit eingegangen.

 

 

OPTIK, VERARBEITUNG, PASSFORM & PREIS:

In der „Klassik-White-Variante“ weiß der PRO2 sehr zu gefallen. Natürlich gibt es weitere Colorways (siehe Pics).
Die Verarbeitung stimmt – nichts zu beanstanden. Auffällig ist das hauchdünne, fast durchsichtige Upper mit skelettartiger Tape-Verstärkung….

Auch die Passform entspricht der des Vorgängers – angenehm schmale „Race-Passform“ mit tollem Fit im Bereich des Mittefußes, genug Platz im Vorfuß und kaum verstärkter Fersenkappe. Läufer*innen mit schmalen Fersen müssen evtl. auf die sog. Marathonschnürung zurückgreifen. Die Fersenkappe selbst ist lediglich minimal verstärkt.

Der Zehenbereich bietet im Vergleich zum Vorgänger mMn sogar noch etwas mehr Platz. Auffallend ist dass die Anzahl der Schnürlöcher  erhöht wurde, um somit auch die Anpassung durch alternative Schnürungen noch flexibler zu gestalten.

Die UVP beträgt 220€ und somit 20€ mehr als beim Vorgänger.
Im Vergleich zur direkten Konkurrenz, die nicht selten 250-300€ aufruft, ist der PRO2 dennoch vergleichsweise „günstig“.

 

Technische Daten:

Der Adizero Adios Pro2 hat trotz seines konstruktiven „Strip-Downs“ keine signifikante Gewichtsersparnis zur Vorgängerversion erzielt. Er wiegt fast identische 280g in US 12,5/EU 47 1/3.

Damit liegt er gewichtsmäßig immer noch etwas über der direkten Konkurrenz. Inwieweit ein derartiger Gewichtsunterschied signifikante Performance-Unterschiede verursacht, ist schwer abzuschätzen – diese dürften tendenziell eher marginal ausfallen. Seine Sprengung –wie beim Vorgänger- beträgt ca.8,5mm (Bauhöhe ca. 39,5 zu 31 mm).

 

Technische Highlights:

Grundsätzlich findet man im PRO2 sämtliche, „guten Zutaten“ des Vorgängers…mit ein paar feinen Unterschieden

Celermesh 2 /Upper:

Schon das Celermesh in seiner Ursprungsversion beim Adios Pro1 war ein sehr gelungenes, atmungsaktives Hightech-Upper.

Die neue Version wurde noch einmal optimiert und ist nun fast durchsichtig.

Zur internen Verstärkung wurden entsprechende Tapes und Overlays angebracht, die dem Pro2 eine skelettartige Optik verleihen.

 

Lightstrike Pro:

Der TPU/EVA-Blend performt auf einem sehr hohen Niveau.
Dieser wurde daher auch vom Vorgänger übernommen und auch die Stapelhöhe & Sprengung beibehalten.
Auffallend ist insbesondere der mediale CUT-OUT der Mittelsohle. Diese Aussparung legt sogar die Energy Rods teilweise frei, erhöht zum einen die Torsionsfähigkeit und spart Gewicht.

Hinweis: Adidas ist damit ein Vorreiter Bereich der „semi-decoupled heel“ …also der (teilweisen) Entkopplung des Vor-&Mittelfußbereichs mit dem Rückfuß.

Diese Konstruktion verwenden u.a. auch der Brooks Aurora BL und der PUMA FAST-R Nitro Elite, die die Ferse sogar teilweise komplett entkoppeln. Das Lightstrike Pro bietet nicht ganz die „Softness“ des Nike ZoomX-Schaums, verwöhnt Läufer*innen jedoch mit einer sehr angenehmen, leicht straffen und dennoch hochdynamischen Performance.

Hier konnte ich keine signifikanten Änderungen zur Vorgängerversion feststellen.

 

Energy Rods:

Die Carbon-Rods sind ein konstruktives Alleinstellungsmerkmal von Adidas, welches eindrucksvoll zeigt, dass man im Bereich der biodynamischen Performancesteigerung durchaus eigene Wege gehen kann und dennoch in Sachen „Laufdynamik“ auf absoluten Referenzniveau agiert.

Die Carbonstäbe „bilden hierbei den Mittelfuß und Zehenbereich des Fußes nach“ und sollen den Abrollvorgang dynamisch unterstützen. Dies gelingt exzellent - dazu unten mehr.

 

Carbon Versen-Platte (Inlay):

Die Rückfuß-Carbon-Platte (sog. Heel-Plate) dient in erster Linie zur Optimierung der Stabilität, zumal der Mittelsohlenschaum im Rückfußbereich mit fast 40 mm sehr „hoch baut“ und damit eine Stütze durchaus sinnvoll ist.

 

Außensohle inkl. „Conti-Patch“

Die Außensohle besteht aus einem großflächigen, profillosen  Gummi im Mittel-/Vorfußbereich, der relativ weich ist, um so einen maximalen Grip zu gewährleisten. Ebenso ist dieses teilweise perforiert.

Im Fersenbereich sind zwei Segmente dieses Gummis aufgebracht. Diese (wohl Adidas-eigene) Gummi-Mischung hat schon beim Vorgänger sehr gut funktioniert und für einen tollen Grip gesorgt.

Der Zehenbereich ist mit einem speziellen Continental-Gummi-Patch ausgestattet, um den Abrieb zu minimieren.

 

 

Laufdynamik:

Die Performance des Adios PRO2 ist - wie beim PRO1 - auf absoluten Top-Niveau.

Durch die leichte Veränderung der Mittelsohlenkonstruktion im Hinblick auf die Torsionsfähigkeit und das Rocker-Shaping zeigt der PRO2 etwas weniger „Führung“ im Abrollvorgang, aber der „Turnover“ gelingt minimal progessiver…..

Die innovative Konstruktion der (Carbon) Energy Rods unterstützt nicht nur den Abrollvorgang wirksam, sondern „beschleunigt“ diesen mit einem gelungenen Push-Effekt. Hierbei ist jedoch auch der performative Anteil des Lightstrike Pro Mittelsohlenschaums von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Im Rahmen diverser Studien kann man sogar davon ausgehen, dass die Vorteile in Sachen Laufdynamik sogar überwiegend durch die Mittelsohlen-Schäume generiert werden.

 

Hinweis:
Ich habe den Eindruck, dass der Performance-Anteil bei Adidas-Modellen mit Carbonstäben –im Vergleich zur Konkurrenz - etwas mehr durch die Rods erreicht wird. Bei den NIKE-Modellen etwas mehr durch den Rebound des ZoomX.

Wie schon beim Vorgänger ist auch das Celermesh2 sehr atmungsaktiv und auch der Grip (auf Asphalt) ist sehr gut. Bei Nässe gilt es, etwas Vorsicht walten zu lassen – insbesondere bei engen Kurven.

Natürlich ist der Grip auf Wald- oder Schotterwegen nicht so toll. Für dieses Terrain ist der PRO2  auch nicht entwickelt worden.

 

Stabilität:

Durch die große, mediale Aussparung des Mittelsohlenschaums im Bereich des Mittelfußes (Cut-Out) ist die Torsions-Fähigkeit des ADIOS PRO2 gegenüber der Vorgänger-Version meiner Meinung nach deutlich erhöht.

Dies kann für Läufer*innen im Einzelfall durchaus vorteilhaft sein. Auf der anderen Seite konnte ich auch feststellen, dass insbesondere beim Gehen – auch durch die leicht „abgeschrägte“ Ferse - eine gewisse Instabilität zu spüren war.

Beim Laufen war dieser Eindruck jedoch nicht festzustellen. Durch den extreme Strip-Down, auch im Fersenbereich, scheint mir der Fersenhalt nicht ganz so gut gelungen zu sein wie beim PRO1. Insbesondere in „Highspeed-Kurven“ habe ich ein wenig das Gefühl dass die Ferse etwas mehr nach außen „wegdriften“ kann.

Auch wenn dieses Gefühl nur minimal ist, hatte ich jedoch den Eindruck, dieses verifizieren zu können. Diesen Effekt kann man aber zB mit im Fersenbereich stärker gepolsterten Laufsocken mindern.

Hinweis:

Man sollte hier also berücksichtigen, dass Läufer*innen mit nicht ganz so sauberen Fußaufsatz mitunter ihre Probleme bekommen könnten, oder insbesondere Fersenläufer sich vielleicht nicht ganz so wohl fühlen werden.

Gewisse Instabilitäten sind jedoch fast allen Carbon-Racern mit voluminösen Mittelsohlen gemein. Insbesondere gilt es zu berücksichtigen, ob man in diesem Schuh auch jenseits Kilometer 25 oder 30 noch einen sauberen Laufstil an den Tag zu legen vermag, um insbesondere auch die „Carbon/Mittelsohlen-Performance“ optimal ausnutzen zu können. Auf unebenen Waldwegen (o.ä) fühlt sich der PRO2 nicht wirklich „wohl“.

 

 

Haltbarkeit:

Der ADIOS PRO2 konnte mich auch in Sachen Haltbarkeit überzeugen.

Selbst nach deutlich über 200km zeigte die Mittelsohle kaum Faltenwurf und keine Deformationen.

Diese bilden sich insbesondere im Bereich des Großzehengelenks, wenn sich der Schaum nicht „zurückbildet“.

Einige andere Konkurrenten zeigen hier schon deutliche(re) Falten und teilweise Verformungen.

Da die Außensohle sehr dünn und vergleichsweise weich ist, kann es – je nach Laufstil – natürlich sein, dass diese sich etwas schneller „durchläuft“.

Bei mir zeigte diese jedoch eine nur geringe Abnutzung, wobei ich auch einen relativ sauberen Fußaufsatz habe.

Meiner Meinung nach lohnt sich jedoch durchaus ein Gang zum Schuster, der mit Sicherheit eine neue, dünne Außensohle aufkleben kann.

Das Lightstrike Pro dürfte meiner Einschätzung nach locker 500-600km „mitmachen“.


Damit relativiert sich auch der Preis des PRO2.

Wichtig: Da die Energy Rods durch den medialen Cut Out teilweise exponiert sind, sollte man das Laufen auf groben Schotter oder steinigen Wegen eher vermeiden, da Rods durch selbige durchaus beschädigt werden können.

 

Alternativen:

Adidas bietet mittlerweile eine umfangreiche Auswahl auch an „Carbon-Schuhen“ an.

Der BOSTON10 ist natürlich deutlich schwerer, aber mit seine „Dual-Density-Lightstrike“ Mittelsohle iVm den Energy Rods dennoch dynamisch. Er ist deutlich stabiler, haltbarer und auch günstiger.

Ich nutze ihn gerne als (Lightweight-) Trainer. Der neue TAKUMI SEN8 ist quasi die „Racing-Flat“-Variante des ADIOS PRO2. Deutlich leichter, flacher, direkter, aber dennoch sehr dynamisch!
Auf kurvigen Strecken, oder der Stadionrunde und kürzeren Strecken kann er seine Vorteile ausspielen.

Hier der der LINK zu den bisher getesteten ADIDAS Carbon-Schuhen und den verfügbaren ADIDAS-Modellen:

LINK Adios Pro 1:

LINK Takumi Sen 8:

LINK Boston 10:

 

(Kurzer) Konkurrenzvergleich:

Der ADIOS PRO2 performt wie sein Vorgänger auf TOP-Niveau und bietet insbesondere zu den NIKE-Modellen eine dynamische und etwas straffere Alternative.

Der Saucony Endorphin Pro ist ähnlich direkt(er) abgestimmt, bietet etwas weniger Dämpfung, dafür aber etwas mehr Stabilität.

Einen umfassenden Direktvergleich findest du in der Bilder-Galerie (Gesamt-Übersicht/Tabelle)

Man kann den PRO2 auf allen Strecken von 5km - 42km einsetzen.

 

 

GESAMT-FAZIT:

Mit dem Adizero Adios PRO2 gelingt ADIDAS ein gelungenes Update.

Der PRO2 zeigt eine Performance auf absolutem TOP-NIVEAU und braucht keinen Konkurrenten fürchten. Er ist insgesamt etwas straffer abgestimmt als die PEBA-Konkurrenz, aber die innovative Mittelsohlen-Konstruktion aus LIGHTSTRIKE PRO und ENERGY RODS generiert eine tolle Energie-Rückgabe mit eindrucksvollem „PUSH-Effekt“.

Er ist meiner Meinung nach auch eher für Mittel- & Vorfußläufer*innen geeignet, um die volle Performance abrufen zu können.

Hinzukommend zeigt sich das Lightstrike Pro auch nach mehr als 200km fast unbeeindruckt und ist haltbarer als die Mittelsohlenschäume vieler Wettbewerber.

Wie fast alle Carbon-Racer muss man in Sachen Stabilität schon aufgrund der Bauhöhe Abstriche machen.

Dennoch kann man den PRO2 sehr gut bis zur Marathon-Distanz verwenden.

Auch der Preis (UVP 220€) geht dabei „in Ordnung“!

Hier der LINK zu den verfügbaren ADIDAS-Carbon-Schuhen:

 

FOTOS: Eigene und ADIDAS