Adidas Takumi Sen 8 Erfahrungsbericht – schnell, vielseitig und komfortabel

 

Wettkampfschuhe mit Carbonelementen in der Mittelsohle und maximaler Dämpfung sind inzwischen schon fast ein Standard geworden, und jeder Hersteller hat eines oder sogar mehrere entsprechende Modelle im Programm.

Ich habe mich schon in einem anderen Blogbeitrag hier (Link zu https://www.shop4runners.com/blog/carbon-journey-blog/) als Fan von „Carbonrennern“ geoutet, und deswegen verfolge ich die Entwicklungen in diesem Schuhsegment mit großem Interesse. 

Der Trend ging die letzten Jahre zu immer dickeren Sohlen, bis ein neues Regelwerk in Kraft trat, welches die Sohlendicke von Wettkampfschuhen auf maximal 40mm begrenzte. Die Dicke der Sohle schien der Schlüssel zu weiteren Leistungssteigerungen zu sein.

Nicht nur ich werde mir damals die Frage gestellt haben, ob damit die sprunghafte Evolution vorbei ist oder ob die Hersteller weiter innovativ bleiben. Asics war dann Vorreiter mit zwei Schuhmodellen für unterschiedliche Läufertypen, dem Metaspeed Sky für Läuferinnen und Läufer, die eine höhere Geschwindigkeit über eine größere Schrittlänge erzielen, und dem Metaspeed Edge für höhere Geschwindigkeit durch eine höhere Schrittfrequenz.

Adidas ging einen anderen Weg und stellte im Rahmen der Elitelaufveranstaltung „Road to Records“ im September letzten Jahres dann den Adidas Takumi Sen 8 als Wettkampfschuh für kürzere Straßenlaufdistanzen vor. Trotz des Namens sieht er nicht wie eine Weiterentwicklung der Takumi Sen Reihe aus, sondern eher wie ein für kürzere Strecken „getunter“ Adizero Adios Pro. Genau wie dieser verfügt der Takumi Sen 8 über eine Mittelsohle aus Lightstrike Pro und den darin eingebetteten „Energy Rods“.   

Da ich schon mit dem Adidas Adios Pro sehr gut zurechtgekommen bin, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und musste auch den neuen Takumi Sen 8 ausprobieren.

 

 

Design und Passform

Im Dezember kam der Takumi Sen 8 in zwei Farben auf den Markt und ich habe mich für die blaue Variante entschieden. Leider bin ich dem Rat einiger frühen Tester gefolgt und ihn eine halbe Nummer kleiner als sonst bestellt – doch das war ein Fehler. Obwohl ich schmale „Adidasfüße“ habe, waren die Schuhe erheblich zu eng - nach dem Umtausch auf meine normale Größe hat dann alles gepasst.

Die Passform unterscheidet sich deutlich vom Adios Pro 1 und 2, der Takumi Sen 8 ist im Mittelfußbereich schmaler und die Zehenbox läuft spitzer zu und ist lang. Der Schuh verfügt über keine feste Fersenkappe, trotzdem ist der bei Carbonlaufschuhen so wichtige Fersenhalt sehr gut. Aufgrund der exzellenten Passform ohne jedes Verrutschen sitzt der Fuß sicher und zentriert, was auch der Stabilität zugutekommt.

Ein unnötiges Ärgernis (wie schon beim Adios Pro 2) ist die merkwürdige Schnürung – wer sich die ausgedacht hat, hat noch nie ein paar Laufschuhe getragen. Da die Schnürsenkel aber sowieso zu lang waren, habe ich die Schuhe schnell neu geschnürt (ganz normal von unten durch die Löcher) und alles war ok.

Die Mittelsohle ist mit einer Dicke von 33mm im Fersenbereich und 27mm im Vorfuß dünner als die des Adios Pro 2 und hat mit nur 6mm auch eine geringere Sprengung. Sie verfügt aber auch über eine sehr ähnliche mediale Aussparung im Mittelfußbereich und der erste Eindruck lässt auf einen Adios Pro 2 mit weniger Dämpfung schließen, aber wenn man etwas genauer hinschaut, erkennt man einige signifikante konstruktive Unterschiede.

Durch ein anderes Material der „Energy Rods“ (das sind die in der o.g. Aussparung sichtbaren Elemente) ist der Takumi Sen 8 spürbar weniger steif als der Adios Pro. Der zweite Unterschied ist die weniger ausgeprägte äußere Abschrägung des Fersenbereichs, durch die man beim Adios Pro 2 schon beim Stehen das Gefühl hat leicht nach außen zu kippen. Außerdem hat die Außensohle im Vorfuß mehr Profil und dadurch wesentlich mehr Grip. Durch die gewichtsreduzierenden Maßnahmen wiegt der Takumi Sen 8 in meiner Größe US 11.5 nur 220g, das sind satte 40g weniger als der Adios Pro.

 

 

Der Praxistest – der Takumi Sen 8 macht richtig Spaß

Ich habe den Takumi Sen 8 sofort bei einigen Tempodauerläufen und langen Wiederholungen auf der Straße getestet und er hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Das Laufgefühl ist etwas natürlicher als bei Modellen mit dickerer und steiferer Sohle, aber immer noch sehr gut gedämpft. Ich hatte eine etwas spartanische Dämpfung wie bei den alten Takumi Sen Modellen erwartet, habe mich dann aber sogar beim langsamen Ein- und Auslaufen sehr wohl gefühlt.   

Aufgrund der medialen Aussparungen im Mittelfußbereich hatte ich etwas bedenken bzgl. der Stabilität, da ich in sehr weichen Schuhen zu leichter Pronation neige. Erfreulicherweise war das beim Laufen kein Problem, der Takumi Sen 8 bietet für einen neutralen Wettkampfschuh eine ausreichende Stabilität. Trotzdem ist er für Läuferinnen und Läufer mit Pronationsproblemen nicht geeignet, hier gibt es geeignetere Modelle mit leichten Stützelementen.

Obwohl Adidas den Takumi Sen 8 als Wettkampfschuh für kürzere Strecken positioniert hat, sind m.E. Dämpfung und Komfort auch für einen Halbmarathon mehr als ausreichend. Ich habe zum Spaß mal den alten Adios 3 (noch 2017 das „Marathonflagschiff“ von Adidas) danebengehalten – da bietet der Takumi Sen 8 wesentlich mehr Komfort.

Allerdings bin ich mir trotzdem noch nicht sicher, ob ich ab der Halbmarathondistanz nicht doch dem Adios Pro den Vorzug geben würde, denn das Gefühl des „Cruising“ im Halbmarathontempo bietet der Takumi Sen 8 weniger ausgeprägt.

Sehr positiv überrascht war ich, als ich in Unkenntnis der Streckenverhältnisse einen 12km Wettkampf mit hohem Anteil von Waldwegen und Kurven mit dem Takumi Sen 8 gelaufen bin. Durch die leicht profilierte Sohle im Vorfußbereich bietet er einen guten Grip und ist durch die geringere Bauhöhe auch auf unebenen Wegen weniger kippelig. Ich bin erstaunlich gut zurechtgekommen, während ich meine Nike Vaporflys auf ähnlichen Strecken schon verflucht habe.

Durch seine Eigenschaften ist der Takumi Sen 8 universeller einsatzbar als die reinen „Straßenrenner“, mit denen man sich eigentlich nur auf einer perfekten Strecke ohne viele Kurven wohl fühlt. Durch die geringere Steifigkeit der Mittelsohle greift der Schuh auch nicht so stark in die Biomechanik ein und empfiehlt sich deswegen auch problemlos für flotte Trainingseinheiten.

 

 

Und wie sieht es nach einigen Laufkilometern aus?

Ich bin bisher 50km in dem Takumi Sen 8 gelaufen und er fühlt sich noch an wie neu. Die Außensohle ist im Fersenbereich genauso dünn (ca. 1mm) wie die des Adios Pro und diese habe ich nach 200km durchgelaufen. Das scheint allerdings nur ein kosmetisches Problem zu sein, denn ich bin den Adios Pro inzwischen über 500km gelaufen und die Lightstrike Pro Dämpfung ist noch nicht komprimiert und „lebt“ immer noch. Deswegen schone ich die Schuhe nicht für Wettkämpfe, sondern nutze sie regelmäßig für schnelle Einheiten.  

 

 

Mein persönliches Fazit

Adidas hat mit dem Takumi Sen 8 einen sehr leichten und erstaunlich vielseitigen Wettkampfschuh für kürzere Distanzen herausgebracht, der trotzdem einen hohen Komfort bietet. Neben seinem eigentlichen Einsatzzweck ist er aber auch eine gute Option für Läufer, die sich mit bisherigen Carbonrennern nicht wohlgefühlt haben.

Durch die weniger extreme Konstruktion bzgl. Sohlendicke und Steifigkeit bietet er ein natürlicheres Laufgefühl und ist durch den geringeren Einfluss auf die Biomechanik auch ohne Risiko für regelmäßige schnelle Einheiten nutzbar.

Alles in allem bin ich von dem Takumi Sen 8 wirklich begeistert und gespannt darauf, was die Entwickler aus Herzogenaurach noch so alles in der Pipeline haben.

Wem dieses Konzept leichter und etwas flacherer Carbonwettkampfschuhe gefällt, findet auch einige vergleichbare Modelle andere Hersteller:

·         Der Puma Deviate Nitro Elite bietet eine ähnliche Bauhöhe und Gewicht wie der Takumi Sen 8, verfügt aber über eine wesentlich weichere Dämpfung, während der Takumi Sen 8 mit einer besseren Führung punktet. 

·         Der brandneue Nike ZoomX Streakfly ist ähnlich weich gedämpft wie der Puma Deviate Nitro Elite, bietet aber weniger Führung und kaum Steifigkeit im Vorfuß. Dafür ist er mit Abstand der leichteste Schuh in diesem Segment.    

·         Der Asics Metaspeed Edge ist vom Gewicht, Spezifikationen und Dämpfung dem Takumi Sen 8 sehr ähnlich, aber als Wettkampfschuh für Läufer mit hoher Schrittfrequenz anders positioniert. Es ist m.E. trotzdem eine interessante Option für kürzere Straßenlaufdistanzen.

·         Der noch nicht erhältliche New Balance Supercomp Pacer ist die Antwort von New Balance auf o.g. Modelle, als leichtere Alternative zum RC Elite v2 für kürzere Strecken.