KURZTEST: ADIDAS ADIZERO ADIOS PRO

 

Record Breaker! Statements Maker!

Prag, 5. September 2020: Mit 1:05:34h stellt Peres Chepchir Chirngeno eine neue Weltbestzeit über die Halbmarathon-Distanz auf. Sie trägt den neuen Adidas Adizero Adios PRO! Endlich hat es auch Adidas geschafft, mit einem Carbon-Race-Laufschuh einen Rekord aufzustellen und in die Schlagzeilen zu kommen. Jahrelang wurde dies quasi durch einen „amerikanischen Konkurrenten“ verhindert, der fast schon unzählig viele Rekorde und Podiumsplatzierungen im Langstreckenbereich einheimste. Doch der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach hält nun dagegen!

Nach dem Adizero Pro, quasi dem „kleinen Bruder“, wurde nunmehr Mitte September der ADIOS PRO gelauncht und ist für den Endverbraucher (leider in „homöopathischen Dosen“) verfügbar.

Er steht nicht nur optisch und konstruktiv, sondern auch von der Firmenintension in direkter Konkurrenz zu den Carbon-Racern von Nike, Saucony und anderen namhaften Herstellern.

Im nachfolgenden Test erfahrt ihr, inwieweit sich der Adios Pro in der Spitzengruppe behaupten kann und ob er auf Top-Niveau performt. Shop4runners hat mir den Adidas Adizero Adios Pro zur Verfügung gestellt, so dass ich selbigen unabhängig von etwaigen Hersteller-Interessen testen konnte.

 

OPTIK & VERARBEITUNG

Der Adios Pro kommt wie ein „echter Superfoam-Carbonracer“ daher:

Mit einer extrem voluminösen Mittelsohle und einem auffallend rot-pinkfarbenen Upper, sowie blauem Versenbereich fällt er auf. Positiv!

Die neue „Dream Mile“-Farbgebung (Signal Pink, Cloudwhite und Shock-Pink) „brennt“ er sich förmlich ins Auge.

Ebenso werden die beiden hinteren Adidas-Stripes „auf der Zunge optisch verlängert“ und wirken noch einmal signifikanter als Design-Element.

Der Adios Pro ist allerdings nicht ganz so „spaceig“ wie zum Beispiel die Konkurrenzmodelle von Nike (Vaporfly und Alphafly).
Jedoch verströmen die verwendeten Materialien, insbesondere auch das netzartige Celermesh-Upper echtes Hightech-Flair!

Der Schuh wirkt wie aus einem Guss. Die Verarbeitung ist auf Top-Niveau. Nichts anderes war jedoch auch zu erwarten, zumal auch der „Welthersteller“ Adidas nunmehr sein „Carbon-Statement“ abgeben will/wollte!

 

 

TECHNISCHE DATEN UND INNOVATIONEN:

Mit dem Adizero Adios Pro zeigt Adidas eine enorme Innovationskraft!

Denn als einer der wenigen Hersteller geht Adidas bewusst komplett neue Wege in Sachen Konstruktion (s)eines Carbon-Laufschuhs!

Anders als alle anderen Hersteller verbaut Adidas nämlich keine durchgehende Carbonplatte, sondern ersetzt selbige durch ein „duales System“:

Im Fersenbereich befindet sich ein Carbonfaser-Inlay und im Mittel- & Vorfußbereich befinden sich anstelle einer Carbonplatte sogenannte „Energy Rods“, fünf Carbon-Stifte, die quasi wie die fünf Zehen eine anatomisch korrekte, energieeffiziente Abrollbewegung unterstützen sollen. Dies ist ein äußerst interessanter Ansatz und bislang einmalig im Carbon-Laufschuhbereich!

Das Carbon-Inlay und die Energy-Rods werden von einer nochmals verbesserten Lighstrike-Mittelsohle umgeben, dem sogenannten Lightstrike Pro.

Der bisher leichteste Dämpfungsschaum speichert und gibt laut Adidas mehr Energie zurück als je zuvor – ein Optimum an Dämpfung bei gleichzeitig minimalem Gewicht.

Die Fersenplatte in Verbindung mit den Rods ist in einem leicht geschwungenen S-Shaping konstruiert und unterscheidet sich somit (in diesem Aspekt) nicht wesentlich von den nachgewiesenermaßen gut performenden Topmodellen der anderen Hersteller.

Es scheint fast so zu sein als wäre dieses S-Shaping aktuelle der „Goldstandard für die Carbon-Platten-Konstruktionen“. Das „normale“ Lightstrike konnte schon im „Adizero Pro“ sehr gute Ergebnisse erzielen, so dass ich gespannt auf die Performance dieser „Highend-Variante“ war.

Abgerundet wird der Aufbau des Adios Pro durch das bewährte Celermesh-Upper, welches zum einen, fast schon durchsichtig ist, somit besonders atmungsaktiv und dennoch belastbar sein soll.

Adidas erreicht dies mit einer netzartigen Struktur, die das hauchzarte Monomesh von innen stabilisiert. Die Außensohle ist im Mittel/Vorfußbereich vollflächig, hauchdünn und glatt mit einem sehr weichen Gummi verstärkt. Diese sollte somit besonders „grippy“ sein. Im Fersenbereich sind jeweils rechts und links Abriebs-Verstärkungen implementiert.

Ergebnis dieser ganzen Innovationen und Hightech-Materialien ist ein Schuhgewicht von niedrigen 281 g in der Größe EU 47,5/US 12,5 bei einer Bauhöhe von 39,5 zu 31mm, mithin einer Sprengung von 8,5 mm.

 

 

PASSFORM und SCHNÜRUNG:

Wie für einen Raceschuh üblich ist der Adios Pro eher schmal geschnitten und schmiegt sich extrem gut an den Fuß. Hier leistet das Celermesh-Upper wieder ganze Arbeit!

Er ist tendenziell eher für schmale und mittelbreite Füße geeignet, bietet jedoch durch zusätzliche, seitliche Schnürlöcher die Möglichkeit, weitere Schnüroptionen zu nutzen.

Die Schnürung ist „Adidas-typisch“ sehr gut gelungen. Mit ihr ist es möglich, den Fuß extrem gut „im Schuh“ zu fixieren. Auch der Versenhalt ist gut, auch wenn dieser Bereich nicht besonders verstärkt ist. Dies ist jedoch bei Race-Schuhen durchaus üblich - insbesondere um Gewicht zu sparen. Der Vor-Fußbereich ist zwar nicht extrem breit, jedoch für einen Wettkampf-Schuh völlig ausreichend konstruiert.

Die Zunge ist im Innenschuhbereich sockenartig ausgestattet, jedoch nicht mit dem Upper verbunden, so dass der Einstieg leicht eng ist und etwas Zeit benötigt.

Anmerkung: Für Triathleten dürfte der Adiods Pro damit zumindest kein Schuh sein, mit dem man „Bestzeiten“ in der zweiten Wechselzone erreichen wird. Man muss wahrscheinlich einen Schnellschnür-System relativ weit offen lassen, um einen raschen Wechsel zu ermöglichen.

Die Innensohle ist vollflächig verklebt - auch das ist bei Raceschuhen mittlerweile durchaus üblich. Die Innenseite des Uppers ist ausreichend glatt ausgeführt, so dass man auch darüber nachdenken kann, den Adios Pro barfuß zu laufen. Dies sollte man jedoch vorher üben um, etwaige individuelle Reibstellen zu lokalisieren und gegebenenfalls abzustellen, oder sich/den Fuß an selbige „zu gewöhnen“.

 

ATMUNGSAKTIVITÄT:

Das Celermesh leistet -wie gewohnt- sehr gute Arbeit. 

Durch das extrem dünne Monomesh und die sehr „offene hinterlegte Netzstruktur“ strömt die Luft sehr gut durch den Schuh und sorgt für ein - auch bei Hitze - sehr angenehmes Fußklima.

 

GRIP:

Die sehr glatte Außensohle „bevorzugt“ natürlich asphaltierte Laufstrecken. Hier kann sie aufgrund ihrer soften Mischung ein sehr hohes Maß an Grip aufbauen.

Dieses bestätigt sich auch bei nassem Asphalt! Jedoch sollte man es in engen Kurven nicht übertreiben!

Kein Race-Schuh garantiert Grip in allen - insbesondere feuchten- „Lebenslagen“.

Auf Feld- oder Waldwegen performt der Adios Pro auch noch ordentlich, auch wenn die glatte Außensohle hier keinen besonderen Grip aufzubauen vermag und je nach individuellem Laufstil ein leichtes Rutschen in der Abdruckphase nicht auszuschließen ist.

 

HALTBARKEIT:

Nach rund 50km kann man natürlich noch keine Haltbarkeits-Prognose abgeben.
Insbesondere ist zB. die Abnutzung der weichen Außensohle vom individuellen Laufstil abhängig.

Ebenso sollte man immer berücksichtigen, dass auch der Adios Pro ein Wettkampf-Schuh ist, der sicherlich in seiner „Laufleistung“ begrenzt ist.

 

 

LAUFPERFORMANCE und DYNAMIK:

Der ADIOS PRO „stürmt“ nach vorne! Schon nach wenigen Schritten ist es völlig klar, dass es sich hierbei um einen absoluten „Racer“ handelt. Und der Adios Pro nimmt es dabei mit den Besten seiner Klasse auf!

Auch für ihn gilt aber hierbei, dass man zum einen idealerweise Mittel-Vorfußläufer sein sollte und zum anderen auch mit der enormen Dämpfung zurechtkommen, beziehungsweise selbige „mögen“ muss! (Da der Fersenbereich leicht „angeschrägt“ ist dürfte er für Versenläufer mMn. etwas zu kippelig sein).

Der Abrollvorgang gelingt sehr dynamisch, insbesondere leisten hierbei die „Carbonplatte“ und die Energy-Rods eine tolle Arbeit, verstärken zum einen die Stabilität und führen auf der anderen Seite auch dazu, dass der Abrollvorgang noch einmal deutlich unterstützt wird. Beim Aufsetzen im Mittel/Vorfußbereich spürt man auch deutlich, dass das Lightstrike Pro extrem gut performt!

Es fühlt sich im positiven Sinne schön „fluffig“ und dennoch sehr dynamisch an, generiert beim Abstoßen ein hohes Maß an Energie/Push. In Sachen Responsivität befindet sich der Adios Pro somit in der Spitzengruppe der High-Performance-Carbon-Racer!

Ein nicht zu vernachlässigen der Vorteil kann hierbei insbesondere sein, das die Torionsfähigkeit des Adios Pro durch die getrennte, duale „Plate & Energy-Rods-Konstruktion“ höher ausfällt:

Der Adios Pro ist somit flexibler als die Konkurrenz! Der Fuß wird somit nicht ganz so sehr in eine quasi obligatorische/vordefinierte Abrollbewegung „gezwungen“.

 

KONKURRENZVERGLEICH:

Im Verhältnis zu den Nike-Modellen (Vaporfly und Alphafly) ist der Adidas Adizero Adios Pro ähnlich „soft“ und hoch gedämpft, bietet aber (subjektiv !) minimal weniger Carbon-Push.

Der Saucony Endorphin Pro ist deutlich straffer und in Sachen Torsion (wie auch die Nikes) weniger flexibel (siehe oben). Meiner Meinung nach gehört der Adios Pro auf jeden Fall in diese Spitzengruppe hinein!

Er performt extrem gut, kann jedoch nicht ganz das Top-Niveau der drei o.g. Konkurrenten erreichen. Der Unterschied ist aber wirklich minimal und kann je nach Läufer auch anders ausfallen!

Auf der anderen Seite hat er eine UVP von lediglich ca. 199€, bietet somit eine durchaus „preiswerte“ Alternative im High-Performance Carbon-Schulbereich! Dies wird mit Sicherheit dazu führen, dass er von vielen als sinnvolle Alternative wahrgenommen wird. Und das zu Recht!

 

Alternativ-Modelle:

Neben dem Adios Pro hat Adidas mit dem Adizero Pro ein weiteres Carbon-Laufschuh-Modell im Angebot. Auch dieser wurde bereits getestet und für gut befunden. 

https://www.shop4runners.com/blog/cat/testberichte/post/test-adidas-adizero-pro/

Dieser ist jedoch völlig anders aufgebaut: Eher wie ein klassischer, flacher(er) Racing-Flat und besitzt eine Mittelsole die wesentlich dünner ist als die des Adios Pro. In Sachen Performance kann der Adizero Pro auch aufgrund der sehr flexiblen Carbitex-Platte nicht mit der Performance des Adios Pro mithalten. 

Er ist jedoch mit 180 € etwas günstiger und bietet gerade für Einsteiger eine interessante Option, insbesondere dann, wenn man nicht gleich von durchaus strafferen Race-Modellen (klassischer Machart) auf die High-Volume-Carbon-Schuhe wechseln möchte.

Daneben hat Adidas jedoch auch noch andere Modelle, wie die den SL 20 und die klassischen Adios-Modelle im Sortiment. Diese bieten zwar keine Carbon Push, jedoch allesamt eine gelungene Kombination aus Leichtigkeit und gelungener Dynamik.

https://www.shop4runners.com/schuhe/laufen-adidas-adizero_adios-sl.html

 

 

FAZIT:

Adidas hat sein Statement abgegeben! Den ADIZERO ADIOS PRO! Er ist optisch absolut gelungen und fällt positiv auf! Der Adios Pro dokumentiert die besondere Innovationskraft von Adidas:

Das Lightstrike Pro bietet eine sehr hohe Responsivität.
Die Fersen-Carbonplatte und Energy Rods sind derart intelligent kombiniert, dass ein deutlich spürbarer „Push-Effekt“ den Abrollvorgang unterstützt und gleichzeitig stabilisiert

Auf der anderen Seite ist die duale Konstruktion in der Lage, eine höhere Torsion zu ermöglichen und den Abrollvorgang etwas flexibler zu gestalten als die Konkurrenz. Gewichtsmäßig liegt er leicht hinter der direkten Konkurrenz. Aber er schlägt mit seinem Preis von unter 200 € zurück! Der Adios Pro bietet für interessierte Läufer einen relativ „günstigen“ Einstieg in die Welt der Carbon-Racer. Man sollte sich jedoch bewusst sein, das dieser, wie auch die Konkurrenz, ein hochgedämpfter Race-Schuh ist, der mit Sicherheit in Sachen Kilometerleistung beschränkt sein dürfte.

Die Gummierung Außensohle ist supersoft und bietet auf Asphalt einen tollen Grip. Insgesamt kann ich Adidas bestätigen, dass man mit dem Adios Pro in der Top-Liga „mitläuft“! Ich bin sehr gespannt, inwieweit Adidas den Adios Pro künftig weiterentwickeln wird.

„Good Job“ nach Herzogenaurach !

Fotos: Adidas und eigene (Facebook: Tri&Trail)