Testbericht NIKE Zoom Fly 4

 

Wir schreiben das Jahr 2017 in Monza, Italien. Drei Weltklasseläufer, ein Ziel – das Durchbrechen der magischen Zweistunden-Barriere im Marathon. Dieses sportliche Event war gleichzeitig der Auftakt für eine neue Laufschuh-Ära: die Carbon-Ära. Spätestens nach dem knapp verpassten Rekordlauf von Eliud Kipchoge war ein Schuh in aller Munde: der Nike ZoomX Vaporfly 4%. Ein Modell, das neue Maßstäbe hinsichtlich Effizienz, Performance und Energierückgabe setzte.

In Anlehnung an den ultimativen Wettkampfschuh Vaporfly 4% hat der amerikanische Laufschuhhersteller den passenden Trainingsschuh auf den Markt gebracht. Die etwas abgespeckte Version büßte zwar an Performanceeigenschaften ein, überzeugte aber durch eine deutlich längere Haltbarkeit. Im Jahr 2021 hat Nike seine inzwischen vierte Ausgabe den Nike Zoom Fly 4 der Öffentlichkeit präsentiert.

Wie sich der Nike Zoom Fly 4 im Test schlägt, erfahrt ihr in diesem Testbericht. Shop4runners hat mir den Schuh zur Verfügung gestellt, sodass ich diesen unabhängig von etwaigen Herstellerinteressen testen konnte.

 

 

Wiederholungstäter

Es gibt wenige Modelle beziehungsweise Laufserien, von denen ich dermaßen überzeugt bin, dass ich einen Wiederholungskauf tätige. Während ich schon seit vielen Jahren ein absoluter Nike Pegasus-Fan bin, habe ich auch die Zoom Fly-Serie mehrfach gekauft und getragen. Ich habe den ersten als auch den dritten Zoom Fly zwei Mal erworben, nachdem ich jeweils das Erstmodell aussortieren musste. Der Zoom Fly war mein erster Carbonschuh.

Die vierte Version ist sozusagen das kleine Facelift des Zoom Fly 3. Der Kern des Modells – also die Dämpfungstechnologie – ist identisch. Der Fokus bei den Anpassungen liegt auf den Komforteigenschaften: Obermaterial, Schnürung, Lasche, Fitting. Aber warum sollte auch ein Modell elementar verändert werden, wenn die Dämpfungstechnologie noch weitestgehend State of the Art ist. Grundlegende Veränderungen nimmt Nike meist im zwei Jahresrhythmus vor. Neben der Zoom Fly-Serie kann das auch sehr gut mit der Pegasus-Serie belegt werden.

 

Praxistest

Als Fan des Vorgängermodells war ich gespannt, ob ich die Begeisterung übertragen kann. Die Antwort lautet: Ja. Die kleinen, aber feinen Updates machen den Nike Zoom Fly 4 noch ein wenig komfortabler, ohne Verlust der Performanceeigenschaften.

Das Mesh-Obermaterial ist dank eines zweilagigen Flyknitmaterials deutlich angenehmer und flexibler. Die untere Schicht ist eine sockenähnliche Konstruktion. Die zusätzliche Dehnbarkeit der Materialien vermeidet mögliche Druckpunkte. Davon profitiert gleichzeitig die Schnürung, die wiederum für einen besser justierbaren Sitz sorgt. Insgesamt wirkt das Obermaterial deutlich luftiger und atmungsaktiver als beim Vorgängermodell. Das kommt allen Läufer*innen insbesondere in den Sommermonaten zugute.

Weitere Pluspunkte sammelt das Modell mit den beiden hilfreichen Einstiegsschlaufen an der Ferse und der Lasche. Ebenso sorgen die beiden Polsterungen im Fersenbereich für einen angenehmen und sicheren Halt der Achillessehne.

Wie bereits erwähnt, hat sich an der Dämpfungstechnologie nichts geändert. Der Schuh ist nach wie vor mit einer React-Sohle und einer Carbonplatte ausgestattet. Die Energierückgabe als auch der katapultartige Effekt über den Vorfuß abzurollen, bleiben bestehen. Mittel- und Vorfußläufer*innen kommen hier voll auf ihre Kosten. Der Mittelfußbereich ist schmaler geschnitten und vermittelt einen guten, sicheren Halt. Der Vorfußbereich ist gar einen Tick breiter geworden und lässt etwas mehr Spielraum für die Zehen.

Auf der Straße ist die Landung und der Abdruck weich und angenehm und dank der Carbonplatte mit ansprechender Energierückkopplung, sodass ein federnder Laufschritt entsteht. Im Umkehrschluss heißt das, dass mehr Power im Abdruck zu einem größeren Katapulteffekt führt. Daher habe ich den Schuh ausschließlich für das Tempotraining benutzt. In meinem Fall waren das Tempodauerläufe, Intervalle oder Fahrtspiele. Auch in Wettkämpfen bis Halbmarathon kann der Nike Zoom Fly 4 eine gute Alternative sein. In Kombination mit dem ZoomX Vaporfly Next% 2 als Wettkampfschuh bleibt der Zoom Fly 4 ein guter Trainingsbegleiter, um sich perfekt auf den Wettkampf vorzubereiten.

Da sich an der Zusammensetzung des React-Dämpfungsschaums und der Sohlenkonstruktion im Vergleich zum Vorgänger nichts geändert hat, gehe ich davon aus, dass auch mit diesem Schuh wieder eine Laufleistung von mindestens 800 Kilometer möglich ist. Das sind auch die zentralen Stärken des Modells: Langlebigkeit und Zuverlässigkeit.

Bei einer nüchternen, objektiven Betrachtung ist die vierte Version kein revolutionäres Update, eher ein gelungenes Facelift. Läufer*innen, die mit ihrem aktuellen Modell zufrieden sind, sollten vielleicht den Launch des Nike Zoom Fly 5 im Blick haben, der im Sommer 2022 ansteht. Das neue Modell wurde grundlegend überarbeitet und ist mit einer veränderten Zwischensohle ausgestattet. Zudem haben die Wettbewerber in der Zwischenzeit mindestens gleichwertige Carbonalternativen auf den Markt gebracht, die zum Teil gar reaktiver sind. In dem Fall war der zwei Jahreszyklus mit nur kleinen Updates vielleicht sogar zu wenig innovativ.

 

 

Einordnung in die Nike-Familie

Die Silhouette des Nike Zoom Fly 4 entspricht absolut der seines Vorgängers, beinhaltet aber ein paar sehr angenehme Anpassungen, die sich auf das luftigere Obermaterial, die verbesserte Schnürung und den insgesamt höheren Tragekomfort beziehen. Die React-Dämpfung als auch die Sohlenkonstruktion sind identisch.

Das Wettkampf-Pendant zum Zoom Fly 4 ist sozusagen der ZoomX Vaporfly Next% 2. Dieses Zusammenspiel kann auch auf den Nike Air Zoom Tempo Next% und den Nike Air Zoom Alphafly NEXT% übertragen werden. Zwei Schuhe, die sehr gut aufeinander abgestimmt sind.

Im Grundlagenbereich bietet Nike eine Fülle an Modellen. Der ultimative Allroundtrainingsschuh ist der Nike Pegasus 39. Läufer*innen, die mehr Komfort suchen, sollten einen Blick auf den React Infinity Run Flyknit 3, den ZoomX Invincible Run Flyknit 2 oder den Nike React Miler 3 werfen. 

Markenübergreifend hat mittlerweile fast jede Marke einen Carbontrainingsschuh im Produktportfolio. Interessante Alternativen sind hier unter anderem: Adidas Bosten 11, Puma Deviate Nitro, Saucony Endorphin Speed 3, New Balance Fuel Cell SuperComp Trainer v1 oder Asics Magic Speed.

 

Nike Zoom Fly 4 im Detail

Ausgestattet mit der Nike React-Technologie sorgt der Nike Zoom Fly 4 für ein reaktives Laufgefühl. In Kombination mit der Carbonplatte und der Rocker-Geometrie ist die Energierückgabe insbesondere beim Abrollen über den Mittel- oder Vorfuß bei jedem Schritt zu spüren. Wie gemacht für schnelle Einheiten.

Das doppelschichtige Mesh-Obermaterial hat an Komfort gewonnen und ist deutlich flexibler und atmungsaktiver geworden. Polsterungen an der Achillessehne, eine ausreichend große Zehenbox und zwei Einstiegsschlaufen runden den angenehmen Sitz ab. Die gradlinig verlaufende Schnürung hat eine sehr gute Griffigkeit. Ein zusätzliches Loch für die Marathonschnürung ist vorhanden. Die Außensohle ist im Vorfußbereich mit vielen kleinen Gummielementen verstärkt, die auf der Straße einen guten Halt vermitteln. Das Terrain abseits der Straßen ist nicht die bevorzugte Wahl des Tempotrainingsschuhs, da hier seine Stärken nicht voll zur Geltung kommen.

An der Schuhweite und der Schuhart haben sich im Vergleich zum Vorgängermodell nichts geändert. Es handelt sich um einen neutralen Tempotrainingsschuh ohne Stützfunktion für mittel- und vorfußorientierte Läufer*innen. Die Sprengung beträgt circa elf Millimeter. Die Innensohle ist austauschbar und kann durch eine alternative Einlage ersetzt werden.

Der Nike Zoom Fly 4 bringt bei der Größe 44 ein Gewicht von circa 285 Gramm auf die Waage – also durchaus wettkampftauglich. Für Männer ist der Schuh in den Größen 38,5 bis 49,5 verfügbar. Die Größenspanne bei Frauen liegt zwischen 35,5 und 44,5. Ich habe meine Standardgröße gewählt. Die Farbauswahl erstreckt sich bei den Frauen- als auch Männermodellen über ein breites Farbspektrum. Bei den einfarbigen Modellen hat Nike zum Teil sehr kreative und farbenfrohe Kontraste gewählt. Immer wieder ein optischer Hingucker. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 159,99 Euro, wobei aufgrund des unmittelbaren Launch des Nachfolgemodells im Sommer 2022 lukrative Angebote vorhanden sind. Shop4runners gewährt gar einen Nachlass von fast 40 Prozent.

 

Der Nike Zoom Fly 4 im Detail

Preis: 159,99 EUR UVP
Gewicht: 285 Gramm (Größe EU 44 | US 10)
Sprengung: 11 Millimeter
Schuhweite: Normal
Schuhart: Neutral
Laufuntergrund: Straße (Asphalt)
Einsatzgebiet: Tempotraining

 

 

Fazit

Wer einen Schuh für schnelle Einheiten sucht, ist mit dem Nike Zoom Fly 4 gut beraten. Der zuverlässige und langlebige Carbonschuh ist dank seiner Dynamik und aussichtsreichen Energierückgabe ein treuer Begleiter beim Tempotraining. Zudem hat die vierte Version vielversprechende Updates erhalten, die das Modell noch komfortabler machen – ohne an Performance zu verlieren. Wer dann noch die Gunst der Stunde nutzt, kann gar noch einen guten Schnapper machen, da das Nachfolgemodell (Nike Zoom Fly 5) bereits in den Startlöchern steht.