Titelbild

 

ZINAL: Ein kleiner Ferienort im französischsprachigen Teil des Kanton Wallis (Schweiz). SIERRE ZINAL:  „Das Rennen der fünf 4.000er!“ Ein Berglauf über 31km mit knapp 2.200m Höhenmeter im Anstieg und circa 1.100 m im Abstieg. Er wird oft als einer der schönsten Bergläufe der Welt bezeichnet und ist zudem einer der ältesten alpinen Läufe Europas. So verwundert es auch nicht, dass er ein enormes Renommee unter den Elite-Trailrunner*innen der Welt besitzt. Selbst die Legende Kilian Jornet ist vom Sierre Zinal begeistert und 9-facher „Serien-Sieger“

 

HOKA ZINAL:

 

HOKA bringt mit dem ZINAL ein neu entwickeltes und irgendwie „anderes“ Trailschuh-Modell auf den Markt. Aufgrund der Namensgebung darf man einiges von ihm erwarten. Ob und inwieweit der Hoka ZINAL den hohen Erwartungen gerecht werden konnte zeigt der folgende Testbericht. Shop4runnners hat mir den ZINAL zur Verfügung gestellt, so dass ich ihn unabhängig von etwaigen Hersteller-Interessen testen konnte.


DIE FIRMA - HOKA ONE ONE :


Die Marke „HOKA“ wurde 2009 in Annecy in den Alpen gegründet HOKA ist „anders“ – meist mit viel Dämpfung und geringer Sprengung – aber mit dem Ziel, das Laufen leichter zu machen.
Nicht ohne Grund bedeutet Hoka One One sinngemäß "über die Erde fliegen" auf Maori. Und HOKA hat den Laufschuhmarkt, insbesondere auch im Trailrunning, ganz schön umgekrempelt. Mit dem Speedgoat, Mafate, Clifton, Carbon X (u.v.m) hat HOKA einige „Klassiker“ im Sortiment und auch eine ganze Armada erfolgreicher Elite-Läufer*innen „unter Vertrag“.

 

 

OPTIK und VERARBEITUNG:


HOKA offeriert mit dem ZINAL einen sehr farbenfrohen und im positiven Sinne auffällig designten Trailrunning-Schuh. Die Farbauswahl (Testschuh: Atlantis/ Outer Space) ist betont „auffällig“ und betrifft sowohl die Damen- als auch Herren-Modelle. Wie immer gibt es eine größere Auswahl unterschiedlicher Colorways. Hier dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Auch die Verarbeitung stimmt! Für eine UVP von 160 € ist dies jedoch auch zu erwarten.

 

EINSATZBEREICH DES HOKA ZINAL:


Wichtig für eine faire Bewertung ist natürlich auch der „herstellerseitig empfohlene Einsatzbereich“ - gerade bei Trailschuhen! Der ZINAL ist für kürzere bis mittlere Distanzen auf leichtem bis mittel-schwerem Terrain ausgelegt. Wer also ein Dämpfungsmonster mit extremen Grip und Protektion erwartet ist, wird hier sicherlich nicht unbedingt glücklich. Großer Vorteil von HOKA ist allerdings, dass man ein sehr breit gefächertes Trailschuh-Sortiment besitzt - dazu unten mehr.

 

TECHNISCHE DATEN:


Der ZINAL wiegt in US 12,5 erfreulich niedrige 288g! Er ist somit deutlich leichter als die Vergleichsmodelle aus dem HOKA-Sortiment:  >> TORRENT 2 und SPEEDGOAT 4. Dies ist sicherlich auch das Resultat eines gelungenen „Strip-Downs“, bei welchem möglichst viel Material eingespart und somit das Gesamtgewicht reduziert werden kann. Die Bauhöhe beträgt 22/18 mm und eine Sprengung von 4 mm (Hoka selbst gibt aber 5mm an). Dies ist insoweit bemerkenswert, weil Hoka in der Regel für „hochvolumige Mittelsohlen“ und stark gedämpfte Schuhe (auch im Trail-Bereich) bekannt ist. Aber beim ZINAL wollte man einen gänzlich anderen und „neuen Weg“ gehen (siehe dazu Entwickler Infos).

 

TECHNISCHE HIGHLIGHTS:


>EARLY META ROCKER: Rocker -- diese Konstruktion zeichnet sich zum einen (meist) durch einen niedrigen Zehen-Fersen-Ausgleich aus und einer - insbesondere vorne - „aufgebogenen“ Außensohle, die den Abrollvorgang wirksam unterstützt. „Early“ bedeutet dabei, dass die sog. „Transition Zone“ vor dem „Metatarsal-Gelenk“ platziert ist und somit ein angenehmes und zügiges Abrollen gewährleisten soll.

> PROFLY/ Duosole: Die ProFly-Zwischensohle ist eine bewährte Konstruktion, die bereits von den Modellen Elevon, Torrent und Carbon X bekannt ist. Sie zeichnet sich durch einen dämpfenderen und einen responsiveren Schaumstoff-Layer aus - und durch ein geringes Gewicht. DIE PROFLY- ZWISCHENSOHLE SOLL FÜR EINEN HOHEN LAUFKOMFORT SORGEN!
Hoka setzt beim ZINAL auf diese Dual-Density-Mittelsohle: Der weichere, blaue Top-Layer besteht aus besonders leichtem EVA, um Muskeln und Bänder beim Laufen auf dem Trail gezielt zu entlasten. In Kombination mit dem etwas „härteren“ EVA-Baselayer soll diese Konstruktion für eine gelungene Mischung aus Komfort, Dynamik und Protektion auch in technischem Gelände sorgen.

>VIBRAM-Außensohle (Litebase): Diese spezielle MegaGrip-Variante besitzt eine reduzierte Stollentiefe von „lediglich“ 4mm. Diese soll maximalen Grip bei möglichst niedrigem Gewicht gewährleisten. In der „ZINAL-Variante“ ist diese Außensohle im Vorfußbereich SEGMENTIERT, so dass drei „getrennte Grip-Stripes“ von der Fußspitze nach hinten laufen, wobei der Mittelfußbereich frei bleibt. Die gesamte Außensohle ist somit „nur“ zu circa 50-60 % mit der VIBRAM-Sohle ausgestattet.

Der Rest besteht aus dem „ausgesetzten“ Base-Layer der „ProFly-Sohle“, welcher jedoch etwas „härter & gummiert“ ist, so dass auch hier eine Abnutzung gering gehalten werden soll.

 >Atmungsaktives MESH-UPPER: Das atmungsaktive Mono-Mesh besteht aus recyceltem Material und zeigt sich im modernen, „gewebten Look“. Es hat minimale Overlays und auch die Zehenbox ist vorne leicht verstärkt.

 

 

ENTWICKLER-INFOS:


Glücklicherweise konnte ich wieder einige, interessante Entwicklerinfos im Netz finden: HOKA Footwear Designer GABE NICASIO sollte mit dem ZINAL einen agileren und „Low-Profile-Trailschuh“ entwickeln - also einen „untypischen“ Schuh für Hoka. Inspiriert wurde er insbesondere auch durch seinen Besuch beim UTMB 2019, der zusammen mit den Informationen der HOKA-Athleten eine Menge Input und Inspiration brachte.

Auch wenn dabei nicht unbedingt an den „Sierre Zinal“ gedacht wurde, scheint mir dessen Einfluss auf die Entwicklung unübersehbar. Es wurde mit der 22/18mm Mittelsohlen-Konstruktion einer der flachsten HOKA-Trailschuhe entwickelt.

Dabei wurde so viel Material (insbesondere beim Upper) „weggelassen“ wie möglich, ohne dabei die spezielle Dämpfung und „smoothen Ride“ zu verlieren. Zusätzlich sollte der ZINAL aber auch eine gute Performance in technischem Terrain erzielen. Hierbei sollten auch nicht nur Elite-Runner vom ZINAL profitieren – er soll ein Schuh für alle Läufer sein, die einfach Spaß auf den Trails haben wollen und dabei eine angemessene Dämpfung, sowie ein „Lower-to-the-ground“ Erlebnis genießen wollen.


PASSFORM, ATMUNGSAKTIVITÄT & Co.:


Der ZINAL ist etwas schmaler geschnitten, jedoch nicht zu eng.
Er bietet meiner Meinung nach auch mittelbreiten Füßen absolut genug Platz. Die Zehenbox ist großzügig bemessen. Durch die gelungene Schnürung, die mit einer Extra-Lasche auch die leicht gepolsterte Zunge (beidseitig vernäht) fixiert und zusätzlich eine angenehm verstärkte und dennoch gut gepolsterte Fersenkappe besitzt, wird ein sehr guter LOCK-IN erzielt. Der ZINAL ist zusätzlich vorne leicht verstärkt und bietet seitlichen Halt durch Hotmelts. Das „web-artig“ ausgestattete Mono-Mesh besitzt eine sehr gute Atmungsaktivität. Hier gibt es keinerlei Beanstandungen.

 

 

ENTWICKLER-INFOS:


Glücklicherweise konnte ich wieder einige, interessante Entwicklerinfos im Netz finden: HOKA Footwear Designer GABE NICASIO sollte mit dem ZINAL einen agileren und „Low-Profile-Trailschuh“ entwickeln - also einen „untypischen“ Schuh für Hoka. Inspiriert wurde er insbesondere auch durch seinen Besuch beim UTMB 2019, der zusammen mit den Informationen der HOKA-Athleten eine Menge Input und Inspiration brachte.

Auch wenn dabei nicht unbedingt an den „Sierre Zinal“ gedacht wurde, scheint mir dessen Einfluss auf die Entwicklung unübersehbar. Es wurde mit der 22/18mm Mittelsohlen-Konstruktion einer der flachsten HOKA-Trailschuhe entwickelt.

Dabei wurde so viel Material (insbesondere beim Upper) „weggelassen“ wie möglich, ohne dabei die spezielle Dämpfung und „smoothen Ride“ zu verlieren. Zusätzlich sollte der ZINAL aber auch eine gute Performance in technischem Terrain erzielen. Hierbei sollten auch nicht nur Elite-Runner vom ZINAL profitieren – er soll ein Schuh für alle Läufer sein, die einfach Spaß auf den Trails haben wollen und dabei eine angemessene Dämpfung, sowie ein „Lower-to-the-ground“ Erlebnis genießen wollen.

 

PASSFORM, ATMUNGSAKTIVITÄT & Co.:


Der ZINAL ist etwas schmaler geschnitten, jedoch nicht zu eng.
Er bietet meiner Meinung nach auch mittelbreiten Füßen absolut genug Platz. Die Zehenbox ist großzügig bemessen. Durch die gelungene Schnürung, die mit einer Extra-Lasche auch die leicht gepolsterte Zunge (beidseitig vernäht) fixiert und zusätzlich eine angenehm verstärkte und dennoch gut gepolsterte Fersenkappe besitzt, wird ein sehr guter LOCK-IN erzielt. Der ZINAL ist zusätzlich vorne leicht verstärkt und bietet seitlichen Halt durch Hotmelts. Das „web-artig“ ausgestattete Mono-Mesh besitzt eine sehr gute Atmungsaktivität. Hier gibt es keinerlei Beanstandungen.

 

 

STABILITÄT:


Auch aufgrund der vergleichsweise geringen Bauhöhe bietet der ZINAL meiner Meinung nach eine sehr gute Stabilität. Ebenso kann sich der Fuß mit dem Schuh durch die sehr gute Torsionsfähigkeit und flexible Mittelsohlenschaum-Konstruktion unebenen Untergründen sehr gut anpassen. 

Er hat folglich große Vorteile auf kurvigen, technischen Trails, wo es auf schneller Richtungsänderungen ankommt, sowie auch bei schräg/quer abfallenden Wegen, weil er zum einen nicht zu „kippelig“ ist und eine – trotz schmalerer Upper-Passform - durchaus großzügige Auflagefläche bietet.

  

PROTEKTION:


Zwar besitzt der ZINAL keine Protektions-Platte und auch die Mittelsohle ist –für Hoka-Verhältnisse - eher wenig voluminös konstruiert, jedoch bietet er insbesondere auf Trails ohne groben Schotter und größeren Steinen (welche unangenehm „durchschlagen“ können) einen meiner Meinung nach völlig ausreichenden „Schutz“.

Jedoch sollte Trailläufer*innen generell vorausschauend laufen und die „Linie“ gegebenenfalls etwas den Fähigkeiten des ZINAL „anpassen“. Es macht einfach keinen Sinn jeden dicken Stein, Felsbrocken oder Kiesel „mitzunehmen“, weil man sonst auf Dauer Probleme mit dem Fußgewölbe oder Zehengelenk und den Zehen selbst bekommen kann.

 

KONKURRENZ/VERGLEICH :


HOKA bietet - wie schon beschrieben - ein umfangreiches Sortiment an sehr guten Trailrunning-Schuhen. TORRENT 2 - auch relativ leicht und gut gedämpft. Dieser bietet tendenziell „von allem etwas mehr“, insbesondere etwas mehr Dämpfung durch die etwas „dickere“ Mittelsohle. Der Unterschied zum ZINAL ist m.M.n. nicht so gravierend, aber der Torrent 2 ist etwas günstiger. Besonders zu erwähnen ist insbesondere auch der SPEEDGOAT 4, speziell in der EVO-Version: Letztere ist gerade einmal gut 20g pro Schuh schwerer.

Der SPEEDGOAT4 (SG4) bietet deutlich mehr Dämpfung, Protektion und auch mehr Grip. Er ist quasi der Trail-Klassiker im Sortiment von HOKA. Hier der Testbericht zum Speedgoat: LINK/Testbericht

Meiner Meinung nach ergänzen sich der ZINAL und der SG4 nahezu ideal! Man kann dann entscheiden, ob man mehr Komfort, Dämpfung, Grip und Langstreckentauglichkeit bevorzugt oder auf der anderen Seite mit dem ZINAL mehr Agilität, mehr Bodenkontakt und Kontrolle, mehr Speed präferiert. Hier der Link zu den verfügbaren Hoka Trailschuh-Modellen.

 

 

Für wen ist der ZINAL geeignet?


Meiner Meinung nach ist der ZINAL ein toller, leichtgewichtiger und schneller Schuh, der auf kurzen bis mittleren Strecken (circa 30-35 km „zu Hause“ ist. Natürlich ist er nicht unbedingt fürs hochalpine Gelände gemacht. Ebenso wenig für extrem matschige Trails. Dennoch können auch und gerade technisch versierte Läufer*innen den Schuh auch im anspruchsvolleren Gelände und auf längere Strecken bewegen. Dies zeigt insbesondere auch der „Clean Sweep“ beim 2021er UTMB/OCC (56km, 3.500hm): In der Damenwertung trugen alle drei podiumsplatzierte Läuferinnen den ZINAL!

Gerade auf längeren UltraTrail-Wettkämpfen gibt es zudem die Möglichkeit, mit einem DropBag bei Bedarf höher gedämpfte, stabilere, oder „gripigere“ Schuhe zu deponieren.

 >>> Hinweis: Meiner Meinung nach ist der ZINAL auch für Xterra-Wettkämpfe und Triathlons mit trailigen Laufstrecken eine gute Alternative. Hierbei sollte man ihn aber ggf. mit passenden Laces tunen. Eventuell kann er auch für SwimRun-Wettkämpfe geeignet sein. Da er nicht so schwer ist, dürfte dies beim Schwimmer von Vorteil sein.

 

HALTBARKEIT UND PREIS:


Der ZINAL ist ein „Racer“ und durch die Gewichtsoptimierung (Strip-down) kann und sollte man von ihm in Sachen Haltbarkeit keine Wunder erwarten. Ein dünnes Mesh-Upper und reduzierte Stollentiefe haben ihre Grenzen. Auch ist die Laufleistung immer abhängig von Nutzungsart und Laufstil… Im Rahmen des bislang kurzen Testzeitraums zeigten sich keine signifikanten Abnutzungsspuren. Bei Bedarf werde ich aber Auffälligkeiten nachreichen. Auch der Preis mit einer UVP von 160€ erscheint zunächst erhöht.

Aber auch hier gilt es zu Bedenken, dass „Leichtbau“ auch bei anderen Sportarten (Radsport) mitunter sogar noch teurer bezahlt werden muss…

 

 

GESAMT-FAZIT:


Hoka gelingt mit dem ZINAL das Kunststück, einen superleichten, dynamischen und flexiblen Alleskönner zu entwickeln. Der ZINAL ist auch optisch gelungen, sehr gut verarbeitet und besitzt eine sehr gute Atmungsaktivität. Er bietet auf sämtlichen Untergründen einen guten bis sehr guten Grip. Insbesondere bei Trockenheit kann die Vibram-Litebase-Sohle vollends überzeugen. Lediglich auf sehr matschigen Trails und Strecken mit extrem dicken Felsbrocken kommt der ZINAL naturgemäß an seine Grenzen.

Leichtfüßige und technisch versierte Läufer*innen können den ZINAL jedoch auch dort gut und sicher bewegen. Die ProFly-Mittelsohle ist extrem gelungen und vermittelt eine hohe Torsionsfähigkeit, gepaart mit einem sehr dynamischen Abrollverhalten und sehr guter Responsivität. Selbst auf Asphalt performt der ZINAL gut, spielt aber auf dem Trail sein ganzes Können aus. Derart leichtgewichtig und dynamisch habe ich seit langem keinen Trailschuh laufen können. Auch die Passform überzeugt und selbst schmale Füße werden sicher im ZINAL fixiert.

Die UVP ist zwar mit 160 € leicht im gehobenen Bereich, aber er ist „sein Geld wert“. >>> Für mich ist der ZINAL die TRAIL-Entdeckung des Jahres <<<

Und er reiht sich selbstbewusst ganz vorne im HOKA-Trail-Sortiment ein.

Fotos: eigene und Hoka