ULTRA BOOST 21 IM TEST

 

Wieviel Boost geht hier noch? Das haben sich wohl die Entwickler des neuen Adidas Ultra Boost 21 auch gefragt. Mit innovativen Updates kommt der Ultra Boost in einer komplett überarbeiteten Version heraus. Schon optisch lassen sich seine Vorzüge erahnen. Im folgenden Testbericht stelle ich ihn euch vor.     

Soweit mir bekannt ist, war Adidas ein Pionier in Sachen reaktiver Dämpfung. Noch heute verknüpfe ich „BOOST“ mit einem merklichen Rebound-Effekt in der Dämpfung. Und das hat sich auch in der 21. Auflage nicht verändert.

Bisher bin ich den Ultra Boost 19 gelaufen, wobei auch der Ultra Boost 20 ziemlich baugleich zu seinem Vorgänger ist. Schon damals konnte mich das ultimative Boost-Feeling begeistern, sodass ich mich riesig auf den anstehenden Test gefreut habe. Dazu werde ich immer mal wieder auf die Vorgänger-Modelle eingehen und Vergleiche ziehen. 

 

 

Die Specs

Kategorie: Training / Cushion
Schuhart: neutral
Geschlecht: Herren
Sprengung: 10 mm
Gewicht: 348 g (Größe EU/US - 43/9.5)
Farbe: Core Black / Core Black / Grey Four
Weite: normal

 

Unboxing

Schon der Schuhkarton schaut stylisch aus. Unter dem zweigeteilten Deckel präsentiert sich der Adidas Ultra Boost 21 in einem sportlich schlichten Look. Nicht mehr ganz so hip wie der Ultra Boost 20, der auch gerne mal als Sneaker getragen wird. Vielmehr sieht er aus wie ein „echter“ Laufschuh. 

Das Hauptmerkmal des Schuhs ist wohl die voluminöse Zwischensohle, welche gerade im Fersenbereich hoch aufbaut. Ganze 6% mehr Boost-Kapseln besitzt der Ultra Boost 21 im Gegensatz zu seinem Vorgänger. Dies macht sich allerdings auch am Gewicht bemerkbar, denn schon beim Auspacken ist das Mehrgewicht deutlich spürbar. Ich bin gespannt, ob es beim Laufen ebenso auffallen wird. Doch dazu später mehr.

Ein weiteres großes Update ist die Beschaffenheit des Obermaterials. Nicht mehr grob gestrickt, sondern fein und dichter gewoben, was sich beinah anfühlt wie dünnes Neopren. Adidas nennt es PRIMEKNIT+, welches für eine sockenartige Passform sorgt. Der hochgezogene und leicht gepolsterte Schaft trägt zum komfortablen Sitz bei.

Die Kunststoffelemente für die Schnürung sind eher wieder klassisch für den Ultra Boost. Sie leisten hier guten Support für den seitlichen Halt des Mittelfußes. „Back to the roots“ heißt es auch wieder bei der Fersenkappe. Diese ist, entgegen der 3D Spange der Modelle 19 und 20, wieder flächig konstruiert. Ebenso klassisch mit der gewohnten Aussparung, was den Achillessehnen geplagten Läufer freuen wird.

War die Außensohle des Ultra Boost 20 noch durchgängig aus einem Element, findet man hier beim UB 21 verschieden farbige Gummielemente, die nach meinem Empfinden unterschiedliche Härtegrade aufweisen. Wertigkeit und Grip natürlich wieder in altbewährter Conti-Qualität. Zudem ist die Spange des Torsion Systems sichtbar - „Linear Energy Push System“ nennt es Adidas - mit 15% mehr Steifigkeit im Vorfußbereich wird die Abrollbewegung optimiert und der Abdruck energiereicher. So wirbt zumindest der Hersteller damit. Also auf zum Praxistest!

 

 

Erster Eindruck

Das Primeknit+ Upper umschließt den Fuß angenehm. Sockenähnlich oder Sockenartig beschreibt man oft einen Schuh, der eng am Fuß anliegt. Aber der Ultra Boost 21 zeigt hier wirklich, wie es sein muss. Unterstützt wird das Ganze durch den hohen, leicht gepolsterten Schaft und dem insgesamt sehr flexiblen Material des Meshs. Ich wage es, ein paar Schritte mit dem ungeschnürten Schuh zu traben – es funktioniert, ohne dass der Fuß aus dem Schuh herausrutscht. Dennoch leicht geschnürt sitzt der Ultra Boost bequem am Fuß, ohne zu eng zu wirken.

Kommen wir zum Wesentlichen – die Dämpfung! Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass diesmal nicht der „Wow-Effekt“ da ist, den ich bei dem Ultra Boost 19 hatte. Das liegt aber weniger daran, dass der Schuh sich hier verschlechtert hat, vielmehr haben die anderen Hersteller in der Kategorie „Dämpfungsschuh“ aufgeholt. Allerdings hat es Adidas hinbekommen, dass der Schuh nicht all zu hoch aufbaut. Die Mittelsohle im Fersenbereich wirkt zwar recht hoch, aber der Fuß steht etwas tiefer im Schuh und ist somit optimal eingebettet. Dennoch, der Ultra Boost 21 ist recht weich gedämpft, aber etwas straffer als seine Vorgänger und wirkt somit dynamischer.

Was den Schuh komfortabel macht ist seine Flexibilität und gute Passform. Durch die geteilte und recht niedrige Fersenkappe hat der hintere Fuß genügend Freiraum. Hingegen vermitteln die etwas schmaleren Leisten und das erwähnt straffe Obermaterial einen stabilen und schützenden Sitz. Mein Zwischenfazit: Ein schöner Schuh mit dem Fokus auf Komfort und Bequemlichkeit. Ob er auf der Laufstrecke eine ebenso gute Figur macht, könnt Ihr im Folgenden lesen.

 

 

Lauftraining

Im Pacebereich von 5:45-6:00 min/km geht es auf den 10 km langen asphaltierten Rundkurs. Bei der Schnürung muss ich einmal korrigieren, da sie mir zu fest vorkommt. Die komfortablen Dämpfungseigenschaften von der Anprobe bleiben auch im Laufschritt erhalten. Schon hier erhält man einen ersten Eindruck von der reaktiven Boost-Zwischensohle. Das höhere Gewicht der Schuhe ist bei diesem Tempo gar nicht spürbar. Keine Druckstellen, kein Scheuern, kein Reiben – perfekt!

Ich habe keine Zweifel, dass der Schuh mir auch auf längerer Distanz gefällt und keine Probleme macht, sodass ich mich gleich an die Halbmarathon-Distanz gewagt habe. Es fällt mir sehr leicht, in einem konstanten Tempo (5:30 min/km) zu laufen. Muskeln und Gelenke fühlen sich auch nach 21,1km geschmeidig an. Die gute Dämpfung und das optimierte Abrollverhalten wirken der Ermüdung wirklich entgegen.

Bei den nachfolgenden Läufen habe ich ein wenig mit dem Tempo und dem Laufstil gespielt. Ich denke, dass Fersenläufer*innen hier besonders auf ihre Kosten kommen. Die dicke Boost-Sohle der Fersenpartie macht die Landung sanft und das abgerundete Ende lässt den Schuh optimal abrollen. Auch Mittel- und Vorfußläufer*innen profitieren von dem durchgängig reaktiven Mittelsohlenmaterial. Beim Abdruck ist ein deutlicher Rebound Effekt zu spüren und der etwas steifere Mittelteil des Ultra Boost pusht ein wenig nach vorne. Daher bin ich schon geneigt, etwas schneller zu laufen, allerdings würde ich nie auf die Idee kommen, wirklich schnelle Intervalleinheiten oder Tempoläufe mit dem Schuh zu absolvieren. Dafür ist er einfach nicht gemacht. Die Dämpfung ist dynamisch – je schneller man läuft, desto direkter wird das Laufempfinden. Das hohe Eigengewicht wird weitgehend durch den BOOST wettgemacht, aber auch hier weist die Erdanziehung den Schuh irgendwann in seine Schranken.

Ich hatte einmal das Gefühl von zu warmen Füßen, was selten vorkommt. Aber möglicherweise, weil ich dünneres Mesh gewohnt bin oder eine schlechte Kombination mit den Laufsocken gewählt habe. Ansonsten kann ich über die Klimatisierung nichts Negatives berichten. Die Haftung auf nassem Untergrund ist sehr gut – der Schuh klebt auf dem Asphalt auch bei widrigen Witterungsverhältnissen. Auch nach knapp 100 km zeigt die Conti-Außensohle noch kein Verschleiß.

 

 

Fazit

Der Ultra Boost 21 ist schwer, keine Frage. Das merkt man schon, wenn man ihn in die Hände nimmt. Nach dem Test kann ich aber sagen, dass dies kein negatives Merkmal ist. Der Zuwachs an BOOST resultiert daraus und seine positiven Eigenschaften überwiegen. Der Mehrwert dieser dynamischen Dämpfung ist um Welten größer als der Faktor der Gewichtszunahme. Ich habe nie das Gefühl zu weich aufzutreten oder zu schwammig in den Kurven zu laufen, was sicherlich auch auf das sockenähnliche Primeknit+ zurückzuführen ist - ein perfekter Mix aus Stabilität und Flexibilität.

Das „Linear Energy Push System“ sorgt in der Tat für etwas Vortrieb. Ein paar moderate Temposteigerungen fühlen sich zwischendurch sogar ganz gut an. Dennoch ist der Ultra Boost 21 eher für den lockeren Dauerlauf konzipiert, ideal für den gemütlichen Longrun im GA1 Tempo. Daher würde ich den Ultra Boost 21 eher Läufer*innen empfehlen, die Wert auf ein Höchstmaß an reaktiver Dämpfung legen. Bestens geeignet für schwere bis mittelschwere Neutralschuhläufer*innen, die einen Allrounder suchen, mit dem Fokus auf Komfort und Bequemlichkeit.

Ihr fühlt euch nicht angesprochen oder sucht einen schnelleren Schuh mit der BOOST-Technologie? Schaut in den Shop oder stöbert im Blog nach dem passenden Modell für euch – shop4runners.com – ich bin mir sicher, dass ihr den passenden Schuh finden werdet.