Testbericht Topo Ultrafly 3

 

Für all diejenigen, denen Topo Athletic bisher fremd war, möchte ich die noch relativ junge Laufschuhmarke kurz vorstellen. Das in Amerika beheimatete Unternehmen wurde von Tony Post, aus dessen Initialen sich gleichzeitig der Markenname ableitet, gegründet. Dabei steht das sogenannte Natural Running (natürliches Laufen) bei maximalem Komfort, idealer Passform und geringem Gewicht im Fokus. Die grundlegenden Erkennungsmerkmale sind die breite Zehenbox sowie eine möglichst geringe bis keine Sprengung. Somit soll ein normales Abrollverhalten beim Laufen durch viel Spielraum im Vorfußbereich und einen geringen Höhenunterschied zwischen Vorfuß und Verse gefördert werden – eben möglichst natürlich. Wie sich das neue Modell im Praxistest schlägt und wo seine Stärken und Schwächen liegen, erfahrt ihr in diesem Testbericht. Shop4runners hat mir den Schuh zur Verfügung gestellt, sodass ich diesen unabhängig von etwaigen Herstellerinteressen testen konnte.

 

 

Natürlich und gesund soll es sein

Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei dem Topo Ultrafly 3 um die dritte Auflage des Modells. Dabei verfolgt Topo Athletic ein alternatives Konzept im Vergleich zu seinen vielen Mitbewerbern. Während die Zwischensohlen immer voluminöser werden und die Dämpfung neue Höchstwerte erreicht, setzt Topo Athletic auf das natürliche Laufgefühl. Dadurch soll die Achillessehe gestärkt werden und die Zehenmuskulatur beim Abrollvorgang möglichst frei und flexibel arbeiten. Der Einsatz von zusätzlichen Technologien ist sehr reduziert, um ein möglichst gesundes und natürliches Laufgefühl für den Bewegungsapparat zu ermöglichen.

 

Praxistest

Breit, breiter, Topo Ultrafly 3. Bisher habe ich noch nie einen Laufschuh mit einer solch großen Zehenbox am Fuß getragen. Sozusagen ein wenig Urlaub für den Vorfuß. Das ist beim Abrollen selbstverständlich sehr angenehm. Der Vorfuß kann sich frei entfalten. Die Energierückgabe fällt hingegen sehr moderat aus. Der Aufsatz auf dem Boden und der daraus resultierende Abdruck vermitteln ein eher festeres Gefühl.

Ich persönlich vermisse eine reaktive Dämpfung beim Abrollvorgang. Aber das wäre auch ein Widerspruch zum eigentlichen Ziel und Zweck des Schuhs, das natürliche Laufen zu fördern. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Bewegungsapparat und insbesondere die Füße mehr arbeiten müssen. Als potenzielle Alternative im wöchentlichen Laufschuhkarussell ist der Topo Ultrafly 3 eine gelungene Abwechslung, da dieser die Muskelgruppen anders anspricht. Gerade bei den ersten Läufen war dieses Gefühl noch recht angewohnt. Eine gewisse Übergangszeit ist erforderlich.

Dafür bietet der Topo Ultrafly 3 eine solide Führung und durch den Einsatz eines zusätzlichen Stützelements im Mittelfußbereich über eine Pronationsstütze. Diese ist für mich als Neutralläufer spürbar, beeinträchtigt mich aber nicht. Reduziert auf die geringere Sprengung von 5 Millimetern war der Umstieg für mich als Läufer, der eine höhere Sprengung bevorzugt, unproblematisch. Zumal mir die geringere Sprengung von 5 Millimetern durch den Hoka One One Clifton 7 nicht neu war.

Zum Einsatz kam der Schuh primär bei Dauerläufen auf jeglichen Untergründen. Ein Wechsel zwischen Untergründen während des Laufs sind für den Topo Ultrafly 3 kein Problem. Guter Halt und Abdruck waren stets gegeben. Bei schnelleren Einheiten greife ich bevorzugt auf Schuhe mit einer höheren Energierückgabe zurück. Nach nun rund 80 Kilometern waren keine auffälligen Abnutzungserscheinungen zu erkennen. Die gelungene Kombination aus Dämpfung und Sohlenkonstruktion bei geringem Gewicht deuten auf eine allgemeine Haltbarkeit von mindestens 800 Kilometern hin.

 

Bevorzugte Zielgruppe

Für alle Läufer, die sich bereits mit dem Thema Natural Running beschäftigt haben, ist der Topo Ultrafly 3 ein gutes Einstiegsmodell, da das Modell nach wie vor eine gewisse, wenn auch moderate, Sprengung hat. Bevor Läufer sich direkt einen Schuh ohne Sprengung kaufen, finde ich einen Zwischenschritt sehr ratsam. Dafür ist der Topo Ultrafly 3 als Allroundtrainingsschuh mit seiner 5 Millimetern Sprengung gut geeignet. Hinzu kommt die vergrößerte Zehenbox, die zusätzlichen Bewegungsspielraum im Vofußbereich gewährt.

Trainingstechnisch ist der Topo Ultrafly 3 für jegliche Streckenlängen im Grundlagenbereich ausgelegt. Dank der griffigen Sohle ist das Modell für diverse Untergründe von Asphalt-,
Beton-, Schotter-, Wald- bis hin zu Wiesenwegen geeignet. Bei schnelleren Einheiten wie Tempodauerläufen, Fahrtspielen oder Intervallen empfehle ich reaktivere Schuhe mit einer höheren Dämpfung. Für die Jagd nach neuen Bestzeiten ist der Topo Ultrafly 3 nicht gemacht.

 

Einordnung in die Topo-Familie

Die solide Balance zwischen Dämpfung und Komfort, Agilität und Gewicht machen den Topo Ultrafly 3 zu einem flexiblen Trainingsschuh. Läufer, die eine komfortablere Dämpfung bevorzugen, sind mit dem Topo Phantom 2 sehr gut beraten. Dieses Modell weist eine identische Sprengung von 5 Millimetern auf, bietet aber durch eine Fersenhöhe von 33 Millimetern eine höhere Energierückgabe.

Wer es noch ein wenig schneller und leichter mag, sollte den Topo Fli-Lyte 4 in Betracht ziehen. Das meistverkaufte Modell der Marke Topo Athletic hat noch eine leichte Sprengung von 3 Millimetern. Dabei wird auf stützende Elemente verzichtet und somit weiteres Gewicht gespart. Das macht den Schuh zu einem potenziellen Wettkampfkandidaten.

Als Alternativen im Bereich des Natural Runnings sind die beiden Marken Altra und Joe Nimble einen Blick wert.

 

Der Topo Ultrafly 3 im Detail

Als Allroundschuh eignet sich der Topo Ultrafly 3 zum Sammeln von vielen Trainingskilometern. Die neu entwickelte Sohlentechnologie (Dual Density-Sohle) gepaart mit einer verbesserten Dämpfung (ZipFoam-Technologie) garantiert mehr Komfort und Langlebigkeit. Durch einen leichten Einsatz im Mittelfußbereich bietet das Modell einen geringfügigen Pronationswiderstand, der auch für Neutralläufer spürbar ist, aber im Abrollverhalten nicht einschränkt.

Mit einer Sprengung von 5 Millimetern ist das Modell prädestiniert für Läufer, die sich zukünftig mit Natural Running beschäftigen möchten. Dabei beträgt die Fersenhöhe 28 Millimetern und die Vorfußhöhe 23 Millimetern. Die Außensohle ist großflächig mit Karbongummi verstärkt und gewährleistet auf jeglichen Untergründen einen guten Halt.

 

 

Das Mesh-Obermaterial ist äußerst leicht, atmungsaktiv und sehr angenehm zu tragen (keine Druckstellen). Die Schnürung verläuft gradlinig über dem Mittelfuß. Die Innensohle ist flexibel und problemlos austauschbar. Zudem soll das Ortholite-Fußbett unangenehme Gerüche reduzieren. Während der obere Bereich der Fersenkappe gut gepolstert ist, ist im unteren Bereich die harte Plastikkappe spürbar. Wie bereits erwähnt, ist der Vorfußbereich eines der zentralen Kerneigenschaften der Marke und bietet ausreichend Freiheiten und Spielraum. Gelistet ist das Modell mit stolzen 170 Euro (UVP).

Bei der Größenauswahl habe ich auf meine Standardgröße zurückgegriffen. Die Frauenmodelle gibt es in den Größen 37 bis 44 und die Männermodelle in 42 bis 50. Bei den Frauen beschränkt sich die Farbauswahl auf drei Varianten: schwarz, weinrot und türkis-pink. Den Herren stehen vier Farben zur Verfügung: schwarz, blau, rot und türkis mit gelber Sohle und Schnürsenkeln, wobei der Fersenbereich immer in schwarz eingefärbt ist.

 

Fazit

Wer auf der Suche nach einem Laufschuh im Bereich des Natural Runnings ist, sollte den Topo Ultrafly 3 in die engere Wahl nehmen. Dank seiner moderaten Sprengung von 5 Millimetern und einer großen Zehenbox ist der Topo Ultrafly 3 ein ideales Modell für den Ein- bzw. Umstieg. Dabei kann der Schuh mit der griffigen Sohle flexibel im Training auf den unterschiedlichsten Strecken zum Einsatz kommen. Als Abwechslung im altbekannten Wochenrhythmus mit primär dämpfungsorientierten Schuhen kann der Topo Ultrafly 3 mit seiner ausgeglichenen Kombination aus Dämpfung, Komfort und Gewicht eine gute Ergänzung sein, um das natürliche Laufgefühl zu fördern.