BROOKS HYPERION ELITE 2 IM TEST

 

BROOKS bringt mit dem HYPERION ELITE 2 einen neuen CARBONSCHUH auf den Markt. Der Nachfolger des HYPERION ELITE  wurde im Vergleich zum Vorgänger an einigen Stellen stark verändert. Daher war ich gespannt wie sich der neue CARBON-RACER von Brooks an sich und im Vergleich zu anderen Carbonschuhen schlägt.

Shop4runners hat mir den Hyperion Elite 2 (HE2) zur Verfügung gestellt, so dass ich diesen unabhängig von etwaigen Hersteller-Interessen testen konnte.

 

 

OPTIK und VERARBEITUNG:

Der Hyperion Elite 2 kommt in einem klassischen Grauton mit „Graffiti-Sprenkeln“ beim Obermaterial relativ unauffällig daher. Ergänzt wird das ganze jedoch durch ein (auffälliges) neon-gelbes Firmen-Logo und eine gleichfarbige, wuchtige Mittelsohle, welche im Außen-Sohlenbereich mit weißen Abriebs-Verstärkungen versehen ist.

Dieser Kontrast wirkt!

Durch diese gelungene Farb-Kombination erscheint der HE2 sehr „frisch“, ohne dabei optisch zu sehr abzuheben. Wie bei den aktuellen „Superfoam-Carbon-Racern“ üblich, ist die Mittelsohle voluminös konstruiert und hat hinten eine Art „Heckspoiler“, der zugegebenermaßen leicht gewöhnungsbedürftig ist.

Wie nicht anders zu erwarten, stimmt die Verarbeitung: Sehr gut.

 

TECHNISCHE DATEN:

Der Hyperion Elite 2 bietet (in der Standardgröße) eine mit 37mm zu 29mm für Carbon-Racer typische Bauhöhe, mit einer ebenfalls relativ „üblichen Sprengung“ von 8mm.
Er ist –wie die Konkurrenz- als Neutralschuh, also ohne Stütze konstruiert.


Bei der hier getesteten Schuhgröße von 47,5 (US 13!) bringt er gerade einmal 259 g auf die Waage.
Das ist sehr LEICHT!

Der HE2 wiegt damit nur circa knapp 20 g mehr als die „Benchmark-Schuhe“ von Nike (Vaporfly Next%) und Saucony (Endorphin Pro).

Die UVP liegt bei 250 € - dies ist selbst für Carbon-Racer eher im gehobenen Bereich.

 

 

PASSFORM:

Die Mittelsole ist relativ breit geschnitten und bietet insbesondere im Vorfußbereich ordentlich Platz.Die Fersenkappe ist nicht übermäßig stabil, lässt jedoch in Verbindung mit der gelungenen Schnürung eine sehr gute Anpassung an den jeweiligen Fuß zu.

Das Upper selbst ist „sportlich eng“ geschnitten und bietet somit auch für schmale Füße guten Halt. Läufer mit mittleren und breiteren Füßen können die Schnürung einfach etwas weiter öffnen.

 

MATERIALIEN und TECHNISCHE INNOVATIONEN:

Der Elite2 besitzt ein „Structured-Mesh-Upper“, das zu einen sehr dünn und im Vorfußbereich leicht perforiert ist.
Auch hier ist Brooks bestrebt, Gewicht einzusparen.

Auffallend sind die insgesamt 7 (!) Schnürloch-Paare am ELITE2: Dies ist ungewöhnlich viel, ermöglicht jedoch eine besonders exakte Anpassung des Schuhs an dem jeweiligen Läufer-Fuß.

Ebenfalls besonders sind die sehr flachen, stretchigen Schnürsenkel, welche beim ersten Schnüren etwas gewöhnungsbedürftig sind, und auch in der Regel etwas mehr Zeit beim Schnürvorgang benötigen, um einen sauberen und festen Sitz zu erzielen.

Ich empfehle daher immer einen Doppelknoten und „Unterklemmen“ der Senkel.

Hinweis: Ein STRYD-Sensor lässt sich nur schwer richtig fixieren, da die Senkel zu flach für die Klemmung des Sensors sind. 

Ebenso ist die ZUNGE nicht angenäht, oder sockenartig konstruiert, der Einstieg daher leicht umständlich, damit sich nichts verdreht oder Falten wirft. Somit ist der HE2 „ohne Tuning“ eher weniger für TRIATHLON und schnelle Wechsel geeignet.

Da das Highend-Mittelsohlen-Material des Hyperion Elite „1“ (DNA-Zero) nicht wirklich funktioniert hat, musste Brooks auf das sehr gut „beleumundete“ DNA-Flash, zurückgreifen.

Diese „nitrogen-infused“ Mittelsohle von Brooks ist sozusagen das Pendant zum Nike React – beide sind jeweils knapp unter dem jeweiligen Top-Mittelsohlen-Material angesiedelt.

Das „FLASH“ hatte sich bereits beim mehrfach „gut getesteten“ Brooks Hyperion TEMPO als „sehr gelungen“ herausgestellt.

Ebenso soll das DNA-Flash eine LAUFLEISTUNG von ca. 300-600 km ermöglichen.

Dies wäre für einen Race-Schuh ein durchaus akzeptabler und guter Wert.


>> EXKURS: Brooks -  DNA-Flash <<
Bei diesem Mittelsohlen-Material wird Stickstoff im Produktionsprozess zugeführt, welches in Micro-Bläschen zu einer deutlichen Gewichtsreduktion führt. Ebenso soll es eine sehr gute Dämpfungseigenschaft besitzen und auch in Sachen Energierückführung „vorne mitspielen“.

Natürlich wurde eine PROPULSION PLATE (Carbonplatte) integriert, die den Abrollvorgang im Zusammenspiel mit der Mittelsohle wirksam unterstützen und den Läufer quasi „nach vorne pushen“ soll.

Abgerundet wird das Ganze durch ein sogenanntes „Rocker-Shaping“ (RAPID ROLL TECHNOLOGY) der Mittel- und Außen-Sohle, welche das gesamte Abrollen noch natürlicher einleiten und gestalten soll.

Um die ABNUTZUNG möglichst gering zu halten, wurde die Außensohle strategisch an den Abriebstellen im Vor- & Rückfußbereich durch 2mm dicke Gummierungen verstärkt.

 

 

DÄMPFUNG. DYNAMIK, LAUFVERHALTEN:

Der HE2 läuft sich ziemlich „direkt“ und ist leicht auf der straffen Seite konstruiert. Dies ist für einen High-Volume-Schuh schon etwas ungewöhnlich. Er ähnelt ein klein wenig dem Saucony Endorphin Pro, der auch etwas direkter abgestimmt ist!

Im Gegensatz zu diesem ist die Compliance der Mittelsohle des ELITE2 linearer und noch ein klein wenig straffer.

>>HINWEIS:
Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Außentemperaturen während des Testzeitraums bei lediglich 0-5°C lagen, anders als beim Endorphin Pro, der in der Sommerzeit bei durchaus 20-30° getestet wurde. Falls sich das Dämpfungsverhalten des HE2 bei wärmeren Temperaturen signifikant ändert, werde ich dies in einer Update-Passage ergänzen!

Ebenso gilt es zu bedenken, dass die „High-Volume-Carbon-Racer“ durch die sehr voluminöse Mittelsohle im Vergleich zu anderen Race-Schuhen natürlich grundsätzlich „softer“ sind. 

Der oben genannte Vergleich bezieht sich allein auf die unterschiedlichen Carbon-Racer untereinander!

Nach einigen Kilometern fällt diese leicht straffere Ausrichtung jedoch nicht mehr großartig auf und der ELITE2 läuft sich sehr angenehm. Der PUSH-Effekt aus dem Zusammenspiel von Mittelsohle und Carbonplatte ist nicht ganz so ausgeprägt wie bei den TOP-Konkurrenten. Jedoch ist der Vorwärtsdrang des HE2 grundsätzlich deutlich spürbar und wesentlich stärker als bei normalen Racing-Flats.

Durch die relativ straffe und breite Mittelsohlenkonstruktion in Verbindung mit der implementierten Carbonplatte läuft sich der H2 auch vergleichsweise STABIL.

Insbesondere beim Abrollen über die Ferse ist er deutlich STABILER als viele Mitbewerber! 

Dies dürfte für FERSENLÄUFER ein nicht unerheblicher Vorteil sein.

Der sehr gelungene Abrollvorgang ist sicherlich auch ein Verdienst der Rapid Roll Technology (Rocker-Shaping) der Sohle.

Mit dem HE2 ließen sich auch ohne großes „Einlaufen“ direkt längere Läufe jenseits der 20km absolvieren.

Er ist herstellerseitig natürlich für Strecken im Halbmarathon- und Marathonbereich entwickelt worden. Dies kann ich grundsätzlich bestätigen.

Die Atmungsaktivität ist gut, erreicht aber nicht das Niveau der Top-Konkurrenz.

Alles in allem ist der HE2 ein interessanter Carbon-Racer mit teilweise deutlichen Unterschieden zu den Mitbewerbern, die ihn doch gerade dadurch für einige Läufer interessanter machen können.

 

 

GRIP:

Natürlich können die Abriebs-Verstärkungen an der Mittelsole keinen „Monster-Grip“ erzeugen. Bei Nässe auf Asphalt gilt es, in engen Kurven immer das Risiko abzuwägen, dass man wegrutschen kann.

Auf Asphalt war der Grip bei Trockenheit sehr gut, und auch bei Nässe hatte ich zumindest keine merklichen Probleme.

Ich möchte jedoch anmerken dass der HE2 mit Sicherheit kein Schuh für Feld- und Waldwege ist, insbesondere nicht bei Nässe!

 

ALTERNATIVEN:

Im Sortiment von Brooks gibt es (derzeitig) keine Carbon-Schuh-Alternative, jedoch mit dem Hyperion TEMPO einen veritablen und sehr gut getesteten Lightweight-Trainingsschuh, der zum einen deutlich günstiger und ebenfalls für längere Läufe mit gehobenem Tempo geeignet ist.

Hier der LINK zum Testbericht

https://www.shop4runners.com/blog/test-brooks-hyperion-tempo/

und in den Shop
https://www.shop4runners.com/marken/brooks/hyperion.html

 

KONKURRENZVERGLEICH:

Einen Vergleich, sowie eine Einordnung des HYPERION ELITE 2 zu den anderen Carbon-Racern könnt ihr dem kommenden CARBON-LAUFSCHUH-VERGLEICH inkl. TABELLE entnehmen. >> zum TEST <<

 

 

GESAMTFAZIT

Mit dem Hyperion Elite 2 ist es Brooks nun endlich gelungen, einen guten Carbon-Racer „an den Start“ zu bringen.

Mit einem optisch gelungenen Auftritt, sehr guter Verarbeitung und einem vergleichsweise geringen Gewicht von unter 260 g zeigt der HE2 seine Stärken.

Ebenso dürfte er für viele Läufer deswegen interessant sein, weil seine Abstimmung deutlich direkter ist als bei vielen Mitbewerbern.

Direkt? Dies heißt natürlich nicht, dass der HE2 unkomfortabel wäre. Er wirkt nur im Vergleich zu einigen „Carbon-Konkurrenten“ etwas straffer.

Die DNA-Flash Mittelsohle in Verbindung mit der Carbonplatte macht ihn sehr dynamisch, wenn auch der Carbon-PUSH nicht ganz so ausgeprägt wie bei den Top-Konkurrenten ist.

Sein großer Vorteil ist jedoch die höhere STABILITÄT, insbesondere im Fersenbereich beim Abrollvorgang.

Dies setzt ihn von den allermeisten Konkurrenten (teilweise deutlich) ab und macht ihn für Fersenläufer und -läuferinnen, die eine höhere Stabilität bevorzugen, besonders interessant.
Ebenso die im Vergleich zu einigen Konkurrenten (wohl) zu erwartende, höhere LAUFLEISTUNG!

Die im Vergleich höhere UVP des Hyperion Elite2 von 250€ könnte sich auf diese Weise „deutlich“ relativieren.

Alles in allem ein wirklich gelungener CARBON-Einstand für Brooks. 

Man darf gespannt sein, wie/wann es Brooks gelingen wird, ein eigenes absolutes „HighEnd“-Mittelsohlen-Material „an und in“ einen Carbon-Racer zu implementieren.

>> Zum HYPERION ELITE 2 << 

 

Fotos: eigene und Brooks

Autor: Facebook - Tri & Trail