Supernova Rise

 

Der Supernova Rise – der Schuh für Alle von Adidas?

Adidas hat in den letzten Jahren vor allem mit seinen Performance-Schuhen von sich Reden gemacht. Adizero-Modelle wie Boston und Adios Pro sind vielen leistungsorientierten Läufern ein Begriff. Auch am anderen Ende des Laufschuhspektrums hatte man z.B. mit dem Ultraboost etwas zu bieten. Ein echter Daily Trainer für die vielen Trainingskilometer im „Normaltempo“ bzw. starker Allrounder für weniger ambitionierte Läufer fehlte jedoch. Diese Lücke will Adidas mit dem Supernova Rise schließen. Ob das gelingt, erfahrt ihr in diesem Test.

 

 

Über den Supernova

Bereits 1998 erschien das erste Supernova-Modell von Adidas und wurde schnell als komfortabler, gut gedämpfter Allroundtrainer beliebt. Der aktuelle Supernova Rise hat mit diesem (Uralt-)Vorläufer natürlich nichts mehr zu gemeinsam. Der völlig neu entwickelte Schuh soll ein Allrounder für möglichst viele Läufer sein. Deshalb hat Adidas ganz einfach viele Läufer gefragt, was sie von einem Laufschuh erwarten und es sich zur Aufgabe gemacht, deren Bedürfnisse zu erfüllen. Laut Adidas lagen Komfort bei der Dämpfung/ Passform, Reaktivität, Dynamik und Unterstützung an vorderster Stelle, also waren die Ziele klar. „Mit dem Supernova Rise haben wir einen Schuh für alle kreiert, denen es beim Laufen weniger aufs Tempo, sondern viel mehr aufs gute Gefühl ankommt“, so JT Newcomb, der für die Laufschuhentwicklung bei adidas verantwortlich ist.

 

Ein kurzer Überblick:

Kategorie: Neutralschuh, Allroundtrainer (Daily Trainer)
Gewicht (Mustergröße): Herren US 9: 277g (meine US 12: 347g) / Damen US 8: 234g
Sprengung: 10 mm (36 mm Ferse/ 26 mm Vorfuß)
UVP: 150 €
Farbvarianten: 9 Herren- und  7 Damenmodelle
Größe: True to size, auch eine breite Version („wide“) erhältlich

 

Erster Eindruck

Der Supernova ist ein klassisch designter Schuh. In meiner Farbe „Ink/ Iron Metallic“ mit gelbem Akzent an der Sohle ist er eher unauffällig, aber nicht langweilig. Er gefällt mir auf Anhieb und wäre auch Jeans-tauglich. Er ist bei den Herren in 8 !!! weiteren Colourways erhältlich (bei Frauen in 7), so dass für jeden Geschmack was dabei sein dürfte, auch für die, die es etwas knalliger mögen. Der Schuh ist Adidas-typisch super verarbeitet und macht einen sehr hochwertigen Eindruck.

Beim Wiegen in meiner Größe (US 12) zeigt die Waage 347g. Ein Wert im oberen Durchschnitt, aber für einen gut gedämpften, komfortablen Allrounder mit 36mm Fersenhöhe noch voll im Rahmen.

Beim Anziehen spürt man sofort, dass Komfort bei der Neuentwicklung ganz oben auf der to do-Liste stand. Eine gelungene Passform, ein sehr anschmiegsames Obermaterial und eine weiche Dämpfung vermitteln einen super ersten Eindruck und Vorfreude auf den Praxistest.

 

Aufbau
Obermaterial
Der Supernova Rise ist in der normalen Variante durchschnittlich breit aufgebaut und dürfte an die meisten Füße passen. Adidas nutzt ein dehnbares Sandwich-Mesh, das sich perfekt um den Fuß schmiegt. Es ist super bequem, dürfte auch schmalere Füße gut festhalten, passt sich aber auch an meine etwas breiteren gut an ohne einzuengen. Der Mittelfuß wird vom Obermaterial sehr sicher und eher eng gehalten und es bedarf keiner großen seitlichen Supportelemente. Die Fersenkappe ist sehr steif und üppig ausgepolstert. Die Zunge ist ebenfalls sehr „plüschig“, aber nicht wie bei den meisten Schuhen seitlich vernäht. Trotzdem ist sie bei mir nie verrutscht. Da es bis jetzt noch nicht wirklich sehr heiß war, kann ich wenig über die Atmungsaktivität bei Hitze sagen. Der Supernova erscheint mir durch die umfangreichen Polster am Schaft und der Zunge eher warm, verfügt aber über viele große Poren im Vorfuß-Mesh.

 

Sohlenkonstruktion
Beim Herzstück, der Mittelsohle setzt Adidas auf die neu entwickelte DREAMSTRIKE+ Technologie. Dabei handelt es sich um eine PEBA-basierten Schaum, wie er sonst selten in normalpreisigen Allroundern eingesetzt wird. Dieser „Supercritical Foam“ soll ein softes, aber reaktives Laufgefühl erzeugen. Mit der Stapelhöhe von 36mm hinten und 26 mm vorne ergibt sich eine Sprengung von 10mm, ein heutzutage relativ hoher Wert, der vor allem Fersenläufern zugute kommt. Die Rockergeometrie soll für ein smoothes Abrollverhalten sorgen.  Auffällig sind die zwischen der Mittel- und Außensohle aufgebrachten und teilweise sichtbaren „Support Rods“. Dabei handelt es sich um mehrere Längsverstrebungen aus EVA-Material, die für mehr Führung und eine harmonische Abrollbewegung sorgen. So ist der Supernova Rise für einen Neutralschuh mit weichem Schaum erstaunlich stabil und kann auch von leichten Überpronierern getragen werden. Die Innensohle ist herausnehmbar und anatomisch geformt.

Bei der Außensohle verwendet Adidas die Adiwear-Gummimischung. Mit seinem flachen Profil ist der Supernova Rise ist ein Laufschuh für die Straße oder befestigte Waldwege. Dabei wurde die ganze Lauffläche beklebt, was für viel Grip und Langlebigkeit sorgen soll. Ich hatte bis jetzt nur Adidas-Modelle mit der Continentalsohle und war immer sehr zufrieden. Mal sehen, was die Adiwear kann…

 

Wirklich eine Supernova am Laufhimmel? Der Praxistest

Adidas hat sich mit der Neuentwicklung viel vorgenommen und ich bin gespannt, welche von den vielen Zielen sie erreichen können. Genug über technische Merkmale geredet… Auf was kommt es an? Genau! Es muss einfach Spaß machen, in einem Schuh zu laufen.

Und das tut es sofort: Der Supernova läuft sich trotz seines nicht geringen Gewichts leicht. Er ist gut und weich gedämpft, aber nicht lahm oder gar schwammig/ instabil. Er ist kein Temposchuh, aber er macht Tempoverschärfungen gerne mit. Er ist kein ausgewiesener Stabilschuh, aber stabil genug, um auch bei langen und ermüdenden Läufen die richtige Wahl zu sein.

Mit jedem Lauf gefiel mir der Supernova besser. Ich bevorzuge ihn für extensive Läufe im GA-Bereich und Fahrtspiele. Meiner Meinung nach passt er auch (kurzzeitig) für etwas schnellere Paces bis 4:45 oder max. 4:30 min/km noch ganz gut, bei höherem Tempo oder längeren Tempoabschnitten möchte ich lieber was leichteres am Fuß haben. Ein Traum war er für mich bei Erholungsläufen nach einem harten Training, auch wenn er nicht zu den ganz weichen „Sofas“ gehört. Aber mir gefällt in diesem Fall die (inzwischen selten gewordene) etwas höhere Sprengung von 10mm, die meine leicht reizbare Achillessehne entlastet, was nach Tempodauerläufen oder Intervallen in meinen leichten, schnellen Schuhen mit 4mm Sprengung einfach gut tut.

Er macht Spaß auf der Straße und befestigten Waldwegen und hat in allen Situationen guten Grip, nur auf grobem, feuchten Asphalt hat er nicht die allerbeste Traktion. Er läuft sich luftig-leicht, schluckt auch gut die Steine auf Waldwegen, ist aber nicht zu weich – wirklich eine super Abstimmung der Dreamstrike+! Auch bei einem längeren Lauf über 28 km macht der Schuh Spaß. Der Fuß sitzt sicher im mittleren und hinteren Bereich, aber die Zehen haben Platz und können sich gut ausbreiten, was mich bei einigen anderen, vorne schmaleren Adidas-Modellen etwas störte – super! Der Schuh rollt megageschmeidig ab, ist eher für Fersenläufer konzipiert, denen die Rockerkonstruktion hilft. Setzt man weiter vorne auf und erhöht das Tempo, fühlt sich der Schuh direkter an durch die 10mm weniger Vorfußschaum und wird agiler.

Nach 100 Testkilometern sieht man schon vergleichsweise deutlichen Sohlenabrieb. Da die Außensohle aber viel Gummi bietet, sollten trotzdem viele Hundert Kilometer möglich sein. Sollte mir etwas negativ auffallen, werde ich das hier nachreichen.

 

 

Für wen und welchen Einsatz ist dieser Schuh geeignet?

Der Supernova Rise ist als Neutralschuh für Läufer ohne größere Fußfehlstellungen konzipiert. Durch seine „support rods“ ist er auch ohne seitliche Stützelemente ziemlich stabil und lässt sich auch von leichten Überpronierern laufen. Wegen der guten Dämpfung können ihn auch schwerere Läufer tragen. Die neue Mittelsohle macht ihn zu einem bequemen, aber nicht trägen Allrounder und steht zwischen den agileren Lightstrike (Pro)- und den sehr weichen (mir zu trägen) Boost-Schäumen.

Der Schuh ist ideal für Anfänger und „Feierabendläufer“ und alle, die wenige oder sogar nur ein Paar Schuhe haben möchten. Der Supernova Rise ist für das gesamte Spektrum dieser Läufer völlig ausreichend und macht in jeder Situation Spaß. Er ist aber auch durchaus ein attraktiver Tipp für ambitioniertere Runner, die einfach einen vielseitigen, gut verarbeiteten Schuh suchen, mit dem man viele Trainingskilometer im ruhigeren Bereich (mit gelegentlichen Tempoverschärfungen) abspulen kann. Ein langlebiges und spaßiges Arbeitstier für die (Halb-) Marathonvorbereitung, das man auch gut in der Freizeit außerhalb des Trainings tragen kann. Oder das eine Paar für den Urlaub, das immer und für jeden Lauf passt.

 

Fazit und Vergleiche

In diesem Einsatzsegment gibt es eine riesige Konkurrenz aller Hersteller, so dass nur eine kleine Auswahl verglichen werden kann. Der Asics GEL-Nimbus 25 ist ein noch etwas bequemerer Allrounder, etwas weniger flexibel, dafür stärker bei den ganz langen Distanzen. Ein weiterer ernsthafter Konkurrent ist Hokas Clifton 9. Er ist leichter als der Supernova Rise, mit 5mm Sprengung ein dynamischer und bei vielen Läufern sehr beliebter Allrounder, wobei ich den Supernova besser für Fersenläufer finde und mir auch die Passform mehr zusagt. Auch bei Brooks sind der Glycerin und der Ghost beliebte Allroundtrainer mit ähnlichen Eigenschaften, bei Nike z.B. der Pegasus oder von Saucony der sehr gelungene Ride 17. Mit dem Supernova kann Adidas jetzt auch einen echten Konkurrenten ins Rennen schicken, der sich vor den z.T. schon sehr lange auf dem Markt befindlichen Platzhirschen nicht zu verstecken braucht.

Durch die völlige Neukonzeption macht es keinen Sinn, den Supernova mit seinen (ur-)alten Vorgängern zu vergleichen. Neben dem Supernova Rise gibt es aber gleich eine ganze neue Familie: Der Supernova Stride ist das günstigere Einsteigermodell, der Supernova Solution bietet noch mehr Unterstützung für die, die es brauchen. Der Supernova Prima hat noch mehr Dreamstrike-Schaum im Vorfußbereich,  somit eine niedrigere Sprengung und ist eher für Mittel-/ Vorfußläufer, die noch mehr Dämpfung für lange Läufe suchen.

Für mich hat Adidas sein Ziel erreicht, und einen sehr gut ausbalancierten Allrounder geschaffen. Das i-Tüpfelchen wäre vielleicht die Continental-Außensohle, die ich bei anderen Adidas-Modellen sehr schätzte. Sehr positiv hervorzuheben ist noch, dass das Frauenmodell eine eigene Konstruktion hat und nicht nur eine schmalere Männerversion ist – dazu kann ich aber nichts aus eigener Erfahrung sagen. Ebenfalls positiv finde ich, dass Adidas z.T. recyceltes Material verwendet (mind. 20%), was doch ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit ist. Mit einer UVP von 150 Euro stimmt meiner Meinung nach auch das Preis-/ Leistungsverhältnis.