Osprey Duro 6

 

Nunmehr wurde mir die Ehre zuteil, einen Laufrucksack der 1974 in Kalifornien gegründeten Firma Osprey zu testen. Osprey ist für ihre innovativen und auf höchsten Standard gefertigten Rucksäcke bekannt.

Schon bei ihrem ersten Treckingrucksack im Gründungsjahr zeigten die Hersteller eine hohe Umweltverantwortung, indem sie viel Wert auf strapazierfähiges Material mit einer langen Lebensdauer legten. Dies bedeutete, weniger Müll und somit weniger Belastung für die Umwelt. Diese Strategie verfolgt Osprey heute noch.

Osprey bietet bei Registrierung eine All Mighty Guarantee Produktgarantie, die sicherstellt, dass Rucksäcke, wenn irgendwie möglich, repariert und weitergenutzt werden. Dadurch wird ihre Lebensdauer verlängert und sie können viele weitere Abenteuer erleben.

Das klingt ja schon mal vielversprechend. Und nun ab zum Testbericht. Zum Test steht der Trinkrucksack Duro 6 oder soll ich doch eher Laufweste sagen?

 

Überblick

Gewicht: 0,3 kg ohne Soft-Flasks
Material: 70D x 140D Nylon Ripstop
Größe Männerversion:
gemessen vom 7. Halswirbel bis Beckenkamm 43 - 50,5 cm = S/M
gemessen vom 7. Halswirbel bis Beckenkamm 48 - 58,5 cm = M/L

Farbe Männerversion: Alpine Black und Phoenix Red
Größe Frauenversion:
gemessen vom 7. Halswirbel bis Beckenkamm 33 - 43 cm = WXS/S
gemessen vom 7. Halswirbel bis Beckenkamm 40,5 - 50,5 = WS/M
Farbe Frauenversion: Reef Teal
 

Ausstattung

internes Trinkblasenfach
interner Schlüsselclip
reflektierende Grafiken
LED-Licht-Befestigung
kompatibel mit der HydraulicsTM LT Trinkblase
hautverträglicher Mesh-Stoff
Seiten-Stretchfächer aus Mesh
mehrere Power MeshTM Fächer
Westen-Schnitt mit zwei verstellbaren und abnehmbaren Brustgurten
Stabilisierungsfach für Soft Flask Trinkflasche
vorderes Reißverschlussfach
Stow-on-the-GoTM Befestigung für Treckingstöcke
2 HydraulicsTM 500 ml Soft Flasks mit verlängertem Schlauch-Verschluss und Beißventil

 

 

Details und Taschen

Die Laufweste fühlte sich zunächst einmal wie ein Rucksack an. Beim Tragen schmiegte sie sich jedoch wie eine „zweite Haut“ an den Körper, deshalb bleibe ich jetzt einfach mal bei der Bezeichnung „Weste“.

Auf den ersten Blick schien mir die Weste etwas kurz geraten. Das stellte sich jedoch schnell als Vorteil heraus. Die Lendenwirbelsäule wird durch den hohen Schnitt entlastet. Druck- und Scheuerstellen, die andere Laufwesten/ -rucksäcke bisher verursachten, sollten mir nunmehr erspart bleiben.

Das Grundgerüst der Weste besteht durchgehend aus einem doppelten Mesh Material. Dies bietet eine gute Luftzirkulation, so dass kein Feuchtigkeitsstau entsteht.

Ungewöhnlich kam mir die „Klippvorrichtung“ an den Brustgurten vor. Nach näherer Betrachtung und Ausprobieren fand ich sie jedoch sehr praktisch. Mit einfachen Klicks können die beiden Brustgurte auf den Schienen angepasst werden. Wer die Gurte gerne mit der anderen Hand bedienen möchte, kann sie auch schnell von der einen zur anderen Seite wechseln.

Angenehm war auch, dass die beiden mitgelieferten 500 ml Soft Flasks bereits beim Auspacken geruchsfrei waren, was jedoch nicht heißt, dass sie vor dem ersten Gebrauch nicht gründlich gereinigt werden sollten. 

Was mir sofort positiv aufgefallen ist, sind die Schlaufen, mit denen die Soft Flasks in den vorderen oberen Fächern der Weste gehalten werden. Im vorderen Bereich verfügt die Weste noch über zwei weitere Fächer für Kleinigkeiten und ein mit Reißverschluss versehenes Handyfach aus Mesh auf der linken Seite.

Auf der Rückseite der Duro 6 befindet sich zunächst ein Trinkblasenfach. In dieses passen sowohl die 1,5 bzw. 2 Liter Blasen von Osprey als auch andere handelsüblichen Trinkblasen mit dem genannten Fassungsvermögen. Ich habe es mit der kleinen Schmalen von Nathan und der von Salomon probiert … passt. Egal ob man Links- oder Rechtstrinker ist, der Trinkschlauch kann durch beide Schulteröffnungen gefädelt und sodann mit dem Magneten am oberen Brustgurt fixiert werden.

Das folgende kleine wasserdichte Wertsachenfach mit integriertem Schlüsselclip finde ich sehr praktisch. Autoschlüssel, Geld, Ausweis, Impfpass etc. müssen nicht mehr extra verpackt werden und sind ohne großes Suchen sofort bei der Hand.

Kommen wir nun zum Hauptfach mit einem Fassungsvermögen von 6 Litern. Dieses ist wasserabweisend und bietet Stauraum für Jacke, Wechselsachen, Erste Hilfe Kit und Rettungsdecke. Angenehm ist hier die große Reißverschlussöffnung, die ich bei meinem Nathan Vapor Krar vermisse.

Abgerundet wird der hintere Bereich mit einem durch Klickschnallen schnell zugänglichen halboffenen Außenfach, in dem zum Beispiel Regenjacke, Fotoapparat, Kartenmaterial oder Ähnliches griffbereit und sicher fixiert unterkommen.

An die Unterbringung der Trailstöcke hat Osprey natürlich auch gedacht. Dafür befinden sich an den Schulterpartien die sogenannten „Stow-on-the-GoTM“ Befestigungssysteme und im unteren Rückenbereich zwei Mesh-Fächer. In diesen können übrigens bei Nichtbenutzung der Stöcke, Gels, Riegel und Handschuhe verstaut werden. Kleiner Tipp, hier solltet ihr Faltstöcke nutzen. Die Zusammenschiebbaren scheinen mir etwas zu groß für die kurze Weste.

 

 

Soweit die Theorie, jetzt geht’s zur Praxis
Beim ersten Aufsetzen der Weste habe ich sämtliche Einstellgurte, auch die noch nicht erwähnten Seitengurte gelöst, geschaut, dass die Weste am Nacken abschließt und sodann die Gurte entsprechend meinem Körper problemlos angepasst.

Regenjacke, Wechsel- und Wertsachen waren zügig verstaut. Etwas Probleme bereiteten jedoch die voll gefüllten Soft Flasks. Der enge Schnitt der Taschen verhindert zwar beim Laufen das Hin- und Herschlackern, ist jedoch beim Bestücken hinderlich.

Von großem Vorteil sind die bereits erwähnten Flasks-Befestigungsschlaufen. Bei anderen Westen/Rucksäcken habe ich oft auf Soft Flasks verzichtet. Diese hatten bei Leerung nicht mehr den nötigen Halt und schlackerten störend und unkontrolliert in den Vorrichtungen herum. Auch Verluste hatte ich schon zu verzeichnen.  

Auf der Strecke fühlte sich die Weste, trotzdem sie eng am Körper anlag, sehr angenehm an. Sie schnürte nicht ein und störte somit auch nicht beim Atmen. Praktisch fand ich auch das unkomplizierte Nachjustieren der Gurte, wenn Flasks oder Trinkblase durch Nutzung an Volumen verlieren. Dies gestaltet sich bei anderen Westen oft schwierig.

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Handyfach über der Soft Flasks Tasche liegt und somit das Handy bei gefüllter Soft Flask nicht auf den Brustkorb drückt. Kein Makel, aber wünschenswert wäre es, dass auch dieses Fach wasserdicht ist.

Da mich bei meinem ersten Testlauf ein Regenschauer überraschte und ich wohlweislich eine Regenjacke ins Hauptfach verstaut hatte, konnte ich auch die Zugänglichkeit ausprobieren.

Dazu musste ich zunächst die Weste abnehmen, die Klicks vom Außenfach lösen und sodann den mit einem Band versehenden und somit leicht zu bedienenden Reißverschluss öffnen. Regenjacke raus, Reißverschluss und Klicks wieder zu und fertig. Klingt umständlich, war es aber nicht. Na gut, beim nächsten Mal reicht es bestimmt, wenn ich nur einen Klick löse.

Auch das Außenfach überzeugte, nachdem der Regen in Sonnenschein überging. Die nasse Jacke war darin schnell verstaut und die anderen Sachen im Hauptfach blieben trocken.

Der Zugriff auf die hinteren Mesh-Fächer, ohne die Weste abzunehmen, gestaltete sich etwas schwierig. Für gelenkigere Personen sollte dies jedoch kein Problem sein. Auf einen Praxistest mit Trailstöcken habe ich verzichtet, da ich lediglich die langen Zusammenschiebbaren besitze.

 

 

Fazit

Osprey Laufrucksäcke/-westen habe ich bei Trail- bzw. Laufwettbewerben bisher noch nicht bewusst wahrgenommen. Daher war es für mich neu, dass Osprey mit seiner Duro Reihe den Laufmarkt bedient. Neben der Duro 6 bietet Osprey noch eine Weste mit einem Hauptfach von 1,5 Litern (Duro 1,5) und einen Rucksack für längere Läufe mit 15 Litern (Duro 15), hier möchte ich wieder von Rucksack sprechen. Dieser wäre eventuell auch etwas für „Turnschuhpendler“1.

Die Duro 6 hat mich im Großen und Ganzen angenehm überrascht. Vom Tragekomfort kann die „kompakte“ Weste durchaus mit den minimalistischen Leichtgewichten von Salomon oder Nathan, um nur zwei Marken zu nennen, mithalten. Sowohl vollbepackt, als auch leer hat mich die Weste überzeugt.

Als kleiner „Schisser“ befürchte ich bei den „offenen“ Fächern anderer Laufwesten stets Verluste. Diese „Ängste“ entfallen bei der Duro 6 durch die vielen Reißverschlussfächer jedoch komplett. Den Nachteil, dass sich das Verstauen oder Entnehmen etwas „mühsamer“ gestaltet, nehme ich dabei gerne in Kauf.

Sehr positiv beeindruckt haben mich das wasserdichte Wertsachenfach und das wassergeschützte Hauptfach.

Neben den vielen Pluspunkten muss ich jedoch noch zwei Minuspunkte vergeben. Die mitgelieferte Signalpfeife ist etwas leise und eine Rettungsdecke, die bei einigen Trailläufen zur Pflichtausrüstung gehört, habe ich vergeblich gesucht.

Jeder Rucksack, jede Weste hat seine Vor- und Nachteile. Daher möchte ich nicht behaupten, dass die Duro 6 von Osprey besser oder schlechter als meine Nathan Vapor Karar oder Salomon S/Lab Sense Ultra 5 Set ist. Das Einsatzspektrum hat sich lediglich erweitert.

Mit 120,00 EUR (UVP) liegt die Duro 6 im üblichen Preissegment und ist meines Erachtens aufgrund der Qualität und der angegebenen Langlebigkeit nicht überteuert, zumal auch zwei 500 ml Soft Flasks zum Lieferumfang gehören.

Eine ganz große Bitte habe ich noch an die Rucksackhersteller.

Packt bitte zu jedem Rucksack, egal ob für den Wander-, Fahrrad-, Lauf- oder Alltagsbereich konzipiert, eine Rettungsdecke bei.  Kostet nicht viel und kann im Ernstfall Leben retten.

 

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