„Mehr Dämpfung. Mehr Weichheit. Weniger Schwerkraft.“ sind Schlagworte, die der renommierte amerikanische Laufschuhhersteller Brooks für sein neuestes Modell den Glycerin 21 verwendet. Ausgestattet mit der neuen DNA LOFT v3 Dämpfung, einer überarbeiteten Außensohle und neuem Obermaterial erzeugt der Glycerin eine hohe Erwartungshaltung. Wie sich der Neutralschuh im Trainingsalltag schlägt und ob ich das angepriesene Komfortlevel bestätigen kann, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Erster Eindruck
Als ich den Glycerin 21 erstmals in Händen hielt, musste ich konstatieren, dass an dem Werbeslogan etwas dran ist. Die voluminöse Zwischensohle signalisiert ein hohes Maß an Dämpfung. Auch das Gefühl beim Hineinschlüpfen bestätigte den Eindruck. Das Obermaterial schmiegte sich angenehm um meinen Fuß und das Abrollen über die Ferse gestaltete sich weich und geschmeidig. Ich fühlte mich direkt wohl in dem Schuh und war bereit für den ersten Lauf. Mal schauen, ob die Vorzüge auch auf der Straße zur Geltung kommen.
Praxistest: Abschalten und laufen
Mit dem Glycerin 21 ist kein langes Einlaufen erforderlich – einfach reinschlüpfen und loslegen! Nach 500 Metern hatte ich bereits vergessen, dass ich einen neuen Schuh an den Füßen trug. Es rollte und der Glycerin 21 gab mir ein gutes, verlässliches Gefühl. Seine großzügig dimensionierte Sohle mit breiterer Aufsatzfläche im Vorfußbereich trägt zu einem verbesserten Abrollkomfort und mehr Stabilität bei. Das macht sich insbesondere bei längerem Läufen bemerkbar, wenn der Fuß etwas anschwillt.
Der direkte Fußaufsatz auf dem Boden ist angenehm und der anschließende Abrollprozess gestaltet sich flüssig. Das Modell fühlt sich beim Laufen leicht und unbeschwert an. Eine unmittelbare Energierückgabe beim Abdruck ist für mich als Mittelfußläufer leider nicht konkret zu spüren. Das Glycerin 21 bietet zwar einen sehr hohen Tragekomfort, aber die Ausprägung der Dämpfung ist nicht so markant. Erst beim bewussten Abrollen über die Ferse wird die von Brooks versprochene Softness wahrnehmbar. Auch wenn der Glycerin 21 der Kategorie Dämpfungsschuhe zugeordnet wird, bietet das Modell insgesamt nicht die ultimative, weiche Dämpfung wie es ein Asics Gel-Nimbus 26 oder ein Nike Invincible Run 3 tun.
Das Obermaterial ist zwar flexibel und angenehm, aber nicht ganz so atmungsaktiv wie bei vergleichbaren Modellen. Während der aktuellen Jahreszeit (Übergang Winter zu Frühling) ist das zwar unbedenklich, aber im Sommer könnte sich bei warmen Temperaturen in meinem schwarzen Modell die Hitze etwas stauen. Dafür sind die Fersenpartie und auch die sehr stark gepolsterte und runde Zunge den angenehmen Sitz ab.
Ob über Asphaltpisten, Feldwege oder Waldboden die Traktion war auf jedem Untergrund einwandfrei. Die mit verschiedenen Aufsatzkissen gestaltete Gummi-Außensohle macht einen widerstandsfähigen Eindruck und garantiert ein sicheres Abrollgefühl.
Ich bin den Glycerin 21 ausschließlich bei Dauerläufen im Grundlagenbereich gelaufen. Auch wenn der Glycerin 21 absolut Allroundqualitäten hat, fehlt mir persönlich die Reaktionsfreudigkeit und Dynamik in meinem Tempobereich. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass weniger ambitionierte Läuferinnen und Läufer mit dem Modell beim Fahrtspiel ihren Spaß haben. Wie bereits erwähnt, überzeugt der Glycerin 21 durch seinen hohen Tragekomfort, die breite Aufsatzfläche im Vorfußbereich und sein angenehmes und gutes Laufgefühl.
Der Brooks Glycerin 21 im Detail
Der Glycerin 21 ist ein neutraler Trainingsschuh zum Wohlfühlen. Die mit einer um Stickstoff angereicherten Mittelsohle (DNA LOFT v3) garantiert ein komfortables Laufgefühl und eine gedämpfte Landung bei jedem einzelnen Schritt. Im Vergleich zum Vorgänger ergibt sich eine höhere Sprengung um zwei Millimeter und somit ein weicheres Laufgefühl. Trotz der zusätzlichen Höhe verringert das Stickstoffinjektionsverfahren die Dichte und das Gewicht des Schuhs. Die Sprengung beträgt insgesamt zehn Millimeter bei einer Fersenhöhe von 34 Millimetern.
Das Obermaterial besteht aus nahtlosem Mesh-Kettenstrick-Gewebe, das flexibel ist und eine angenehme Passform bietet. Wie nicht anders von einem Komfortmodell zu erwarten, sind die Zunge und auch die Fersenpartie sehr weich gehalten und runden den gefälligen Sitz ab. Der Vorfußbereich ist großzügig gestaltet und bietet ausreichend Entfaltungsspielraum. Die Schnürung verläuft gradlinig über den Mittelfuß. Ein zusätzliches Loch für die Marathonschnürung ist vorhanden. Die Einlegesohle ist flexibel und austauschbar.
Die Außensohle überzeugt mit vielfältigen Gummielementen, die eine solide Traktion auf Asphalt-, Wald- und Wiesenwegen bieten. Auffällig ist hier die breite Plattform im Vorfußbereich, die ein sicheres Abrollen garantiert.
Bei meiner Schuhgröße von 44 bringt das Glycerin 293 Gramm auf die Waage. Ich habe mich bei der Größenauswahl für meine Standardgröße entschieden. Den Glycerin 21 gibt es neben einer Standvariante auch in einer breiten Passform als auch in einer GTS-Version. Die GTS-Version bietet zusätzlichen Support bei Überpronation. Darüber hinaus gibt es mit der StealthFit-Variante noch ein weiteres Modell, das auf eine sockenähnliche Passform setzt. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt laut Hersteller bei stolzen 180,00 Euro.
Der Brooks Glycerin 21 im Detail
Preis - 180,00 EUR UVP
Gewicht - 293 Gramm (Größe EU 44 | US 10)
Sprengung - zehn Millimeter
Schuhweite - normal
Schuhart - neutral
Laufuntergrund - Asphalt
Einsatzgebiet - Grundlagentraining (Dauerläufe)
Bevorzugte Zielgruppe
Der Glycerin 21 eignet sich als neutraler Trainingsschuh für nahezu alle Läuferinnen und Läufer, die primär über die Ferse abrollen. Für Vorfußläuferinnen und -läufer ist er weniger geeignet. Dabei macht das Modell keine Einschränkungen bei der Gewichtsklasse der Zielgruppe. Ob Laufneulinge oder Fortgeschrittene der Glycerin 21 bietet eine sorgenfreie Alternative im Grundlagentraining. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, bei der Modellwahl auf eine breitere Alternative oder das Support-Modell zurückzugreifen. Wer mit dem Schuh gut zurechtkommt, kann auch schnellere Einheiten dank der Allroundqualitäten einstreuen.
Brooks-Portfolio und mögliche Alternativen
Im Brooks-Kosmos gibt es eine Vielzahl an Modellen, die dem Dämpfungsbereich zugeordnet werden können. Am naheliegendsten ist ein Vergleich mit dem Brooks Ghost Max. Während der Ghost Max bei der Landung den Aufprall noch stärker abfedert und somit den Bewegungsapparat schützt und entlastet, überzeugt der Glycerin 21 durch einen dynamischeren Abrollprozess und den höheren Tragekomfort. Darüber hinaus ist der Glycerin 21 als Allrounder etwas leichter und flexibler einsetzbar und hat eine um vier Millimeter höhere Sprengung als der Ghost Max.
Wenn es im Training schneller werden soll und Intervalle anstehen, ist die Hyperion-Reihe einen Blick wert. Der Hyperion als auch der Hyperion Max sind dynamische Trainingsschuhe für schnelle Trainingseinheiten. Ergänzt wird die Reihe von dem Carbon-Modell Hyperion Elite 4 für den Wettkampf.
Wie bereits erwähnt, sehe ich den Glycerin 21 nicht auf einem Level mit den ultimativen, weichen Dämpfungsschuhen wie Ascis Gel Nimbus 26, Nike Zoom Invincible 3 oder New Balance 1080 v13. Der Glycerin 21 ist eher eine Mischung aus Dämpfungs- und Allroundschuh und somit eher mit Modellen wie dem Saucony Triumph 21, Puma Magnify 2 oder dem Nike Infinity Run Flyknit 4 vergleichbar.
Fazit
Der Brooks Glycerin 21 ist ein neutraler Trainingsschuh für das Grundlagentraining und bietet mehr Dämpfung bei geringerem Gewicht als der Vorgänger. Auch reinschlüpfen, wohlfühlen und loslaufen. Dank des hohen Tragekomforts und der breiten Aufsatzfläche im Vorfußbereich sind lange Dauerläufe die bevorzugte Trainingsmethode. Die angenehme Dämpfung sorgt für ein solides Dahingleiten über Asphalt-, Feld- und Waldwege. Die vielfältig ausgeprägten Gummielemente an der Sohle garantieren auf allen Gründen einen guten Halt. Geeignet ist der Schuh primär für Fersenläuferinnen und -läufer, die nach einer sorgenfreien Alternative im Training suchen und ein geschmeidiges und komfortables Laufgefühl bevorzugen.
