Nike Invincible 2

 

Der derzeit wohl komfortabelste und weichste Trainingsschuh aus dem Hause Nike erhält ein Facelift. Getreu dem Motto „never change a running system“ sind die Anpassungen überschaubar. Aber warum auch große Veränderungen vornehmen, wenn das Modell gut funktioniert und die Zielgruppe zufrieden ist. Wie viel Freude ich mit dem aktuellen Nike ZoomX Invincible Run Flyknit 2 (nachfolgend Invincible 2 genannt) im Training hatte, erfahrt ihr in diesem Testbericht. Shop4runners hat mir den Schuh zur Verfügung gestellt, sodass ich diesen unabhängig von etwaigen Herstellerinteressen testen konnte.

 

 

Marginale Unterschiede zum Vorgängermodell

Vorab muss ich gestehen, dass ich ein gebrandmarkter Läufer bin. Das Vorgängermodell war einer meiner längsten Trainingsbegleiter, die ich je an den Füßen hatte. Sage und schreibe 1.500 Kilometer sind es am Ende geworden. Umso gespannter war ich auf das Update.

Der grundlegende Kern, also die Mittelsohlenkonstruktion ZoomX, ist gleichgeblieben, wenn auch die Fersenhöhe minimal gestiegen ist. Dieses Schaumstoffmaterial ist auch Bestandteil des Wettkampfmodells Nike ZoomX Vaporfly NEXT% 2, das eine zusätzliche Carbonplatte beinhaltet. Das Dämpfungsverhalten ist sehr weich und komfortabel. Insbesondere auf Asphaltwegen wird der Widerstand beim Aufprall reduziert. Beim Obermaterial lassen sich ein paar kleine Änderungen feststellen. Als erstes springen mir die neuen Schnürsenkel ins Auge. Sie sind schlanker und dank ihrer ovalen Form leichter zu binden und gewährleisten einen besseren Sitz im Mittelfußbereich. Das Obermaterial wirkt etwas resistenter und stabiler als beim Vorgängermodell. Zudem bietet der Vorfußbereich noch mehr Spielraum für die Zehen.

Um ehrlich zu sein, hätte ich weitreichendere Änderungen erwartet, beziehungsweise mir erhofft. Dass der Schuh in seiner ersten Version für mich sehr gut funktioniert hat, steht außer Frage. Dennoch gab es für mich ein paar Optimierungsmöglichkeiten. Neben einer grundlegenden Gewichtsreduzierung (weniger Material, schmalere Plattform) und einem atmungsaktiveren Obermaterial, ist die Ferse sehr breit und wuchtig.

 

 

Praxistest: Weich, weicher, Nike ZoomX Invincible Run Flyknit 2

Was ich an dem Schuh mag, ist relativ einfach: Dämpfung und Komfort. Der Invincible 2 ist ein maximaler Dämpfungsschuh, der mit seiner voluminösen Mittelsohle eine weiche und zugleich flüssige Abrollphase garantiert. Bei jedem Schritt ist eine federnde Energierückgabe des ZoomX-Schaumstoffs spürbar und sorgt für ein entspanntes Laufgefühl. Sozusagen der ideale Begleiter für jegliche Grundlageneinheiten und Dauerläufe. Also prädestiniert zum Kilometer sammeln – beispielsweise in der Marathonvorbereitung.

Das Modell ist für mich ein optimaler Trainingsschuh für den klassischen Longrun am Wochenende sowie für regenerative Einheiten nach Tempoläufen. Wenn die Beine mal müde sind, ist das weiche Tragegefühl perfekt. Vorzugsweise auf Asphaltpisten ist die Aufprallreduzierung am stärksten spürbar. Auch sonstige feste Untergründe sind dank der guten Traktion durch die vielen kleinen Gummielemente sehr gut laufbar. Für schnelle Einheiten ist das Modell, aufgrund der fehlenden Direktheit und der breiten Plattform, nicht ausgelegt.

Die Ferse ist sehr gut in der harten Plastikschale verpackt, die aber dank weiterer Polsterungen angenehm sitzt und einen stabilen Halt gewährleistet. Ich frage mich lediglich bei der Fersenpartie, also das kleine Rettungsschiff am Schuhende, ob das nicht auch schmaler und weniger wuchtig umsetzbar ist. Beim Laufen stört mich die Fersenpartie nicht – sticht jedoch optisch direkt ins Auge.

Die neuen Schnürsenkel ermöglichen eine punktuellere Schnürung und daraus resultierend einen besseren Sitz im Mittelfußbereich. Die nahtlose Zungenkonstruktion bietet eine weiche Polsterung. Im Vorfußbereich ist erstaunlich viel Platz für die Zehen. Insbesondre bei langen Läufen kann das ein Vorteil sein. Das Flyknit-Obermaterial rundet dem angenehmen Sitz ab. Als Neutralitätsschuh ist eine solide Führung gegeben.

Der Invincible 2 ist für mich ein Modell, das keine Zwischentöne zulässt. Entweder Läufer*innen kommen mit der voluminösen Dämpfung, der weichen, federnden Energierückgabe und der breiten Plattform klar oder eben nicht. Da der Hersteller bei der Mittelsohle keine grundlegenden Änderungen vorgenommen hat, gehe ich davon aus, dass sich mit dem Invincible 2 problemlos 800 Kilometer abspulen lassen.

 

 

Für alle Dämpfungsliebhaber*innen

Lockere, entspannte Dauerläufe sind Bestandteil eines jeden Trainingsplans. Daher kann der Invincible 2 von jeglichen Läufer*innen von Anfänger bis Fortgeschrittenem getragen werden. Wer einen Schuh im Grundlagenausdauerbereich für ruhige und entspannte Dauerläufe sucht und einen hohen Dämpfungskomfort bevorzugt, sollte sich mit dem Neutralitätsschuh befassen. Auch schwere Läufer*innen profitieren von der breiten Aufprallfläche und der damit verbundenen Energierückgabe.

Alternativ bietet Nike zwei weitere komfortorientierte Modelle mit dem Nike React Miler 3 und dem Stabilitätsschuh Nike Air Zoom Vomero 16 an. Ein flexibleres Einsatzgebiet bedient der leichtere Nike Pegasus 39.

Markenübergreifend ist der Bereich der Komforttrainingsschuhe sehr breit aufgestellt. Hier tummelt sich eine Fülle an Modellen, wie der Hoka Clifton 8, der New Balance Fresh Foam X 1080v12, Puma Magnify Nitro oder der Saucony Endorphin Shift 3. Alle beschriebenen Modelle setzen auf maximale Dämpfung, um ein langanhaltendes, angenehmes Tragegefühl zu vermitteln.

 

Der Nike ZoomX Invincible Run Flyknit 2 im Detail

Dank der sehr weichen und komfortablen Dämpfungseigenschaften ist der Invincible 2 ein idealer Trainingsschuh im Grundlagenbereich. Der neutrale Trainingsschuh kommt ohne Pronationsstütze aus. Die Rockergeometrie als auch die mit neun Millimeter ausfallende Sprengung sind ein weiteres Indiz für die fließende Abrollphase. Das ZoomX-Material in der Mittelsohle ist das reaktivste, was Nike derzeit zu bieten hat und kommt auch bei Wettkampfschuhen zum Einsatz. Die vielen kleinen Gummielemente auf der Außensohle gewährleisten eine gute Traktion.

Das robuste Flyknit-Obermaterial ist nicht ganz so atmungsaktiv wie bei Vergleichsmodellen der Marke. Was ein Vorteil an kälteren Tagen sein kann, kann sich in den Sommermonaten gleichwohl nachteilig bemerkbar machen. Knapp 300 Gramm sind bei meiner Größe (EU 44) ein guter Wert für einen maximalen Dämpfungsschuh. Dennoch denke ich, dass insbesondere bei der Fersenpartie weitere Gramm eingespart werden können. Beim Wiegen der beiden Schuhe musste ich eine Abweichung von 10 Gramm pro Schuh feststellen.

Der Tragekomfort ist dank der Dämpfungseigenschaften sehr angenehm. Der Vorfußbereich ist sehr großzügig geschnitten und bietet für die Zehen beim Abrollen viel Entfaltungsspielraum. Die Schnürung verläuft gradlinig über dem Mittelfuß. Ein zusätzliches Loch für die Marathonschnürung ist vorhanden. Die flexible Einlegesohle kann durch alternative Einlagen ersetzt werden. Die Polsterung im Fersenbereich ist ebenfalls angenehm und gewährleistet einen guten, stabilen Sitz. Gelistet ist das Modell mit 179,99 Euro (UVP) – eine stolze Summe für einen Trainingsschuh. Da die Überschneidungspunkte mit dem Vorgängermodell recht groß sind, ist die erste Version unter Umständen einen Blick wert.

Die Frauenmodelle gibt es in den Größen 35,5 bis 44,5 und die Männermodelle in 38,5 bis 49,5. Bei der Größenauswahl habe ich auf meine Standardgröße zurückgegriffen – auch wenn die zweite Version etwas größer ausfällt. Die Farbpalette ist bei beiden Geschlechtern sehr groß und sollte für jeden eine passende Farbe bereithalten. Auf der Innen- als auch der Außenseite ist das Nike-Logo ersichtlich. Zudem verfügen die Modelle über zwei Reflektoren auf dem Vorfuß.

 

 

Der Nike ZoomX Invincible Run Flyknit 2 im Detail

Preis - 179,99 EUR UVP
Gewicht - 302g (Mittelwert) (Größe EU 44 | US 10)
Sprengung - 9mm
Schuhweite - Normal
Schuhart - Neutral
Laufuntergrund - Asphalt
Einsatzgebiet - Grundlagentraining (Dauerläufe)
 

Fazit

Der Invincible 2 ist ein maximaler Dämpfungsschuh für das Grundlagentraining. Das Modell ist dank des weichen und komfortablen Tragegefühls prädestiniert für lange, ruhige Einheiten. Insbesondere auf Asphaltstrecken spielt die ZoomX-Mittelsohle ihre Stärken aus und federt den Aufprall merklich ab. Läufer*innen, die einen angenehmen und langhaltenden Kilometerfresser suchen, sollten den Invincible 2 bei ihrer Auswahl berücksichtigen.