NIKE Vomero 17 – Zwischen Komfort und Performance

 

Erstklassige Reaktionsfreudigkeit und superhohe Dämpfung stehen im Fokus des neuen NIKE Vomero 17. Damit wirbt der Hersteller in seiner Produktbeschreibung. Dabei unterscheidet sich die 17. Auflage deutlich von seinen Vorgängern. Signifikante Änderungen sorgen für ein effizienteres Laufverhalten, das sowohl treue Fans des Vomeros als auch neue Läufer begeistern wird.

Die wohl auffälligste Änderung ist die Entfernung der Zoom Air-Kissen. Stattdessen werden ZoomX Elemente eingesetzt, die für eine noch reaktionsfreudigere Dämpfung sorgen. Darunter liegt eine Schicht mit dem bewährten Cushlon 3.0 Dämpfungsmaterial, welches eine weichere Landung verspricht. Dieser Material-Mix zielt darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen Komfort und Reaktionsfähigkeit zu schaffen, das sowohl für lange Läufe als auch für schnelle Sprints geeignet ist.

Hier treffen Tradition und Innovation aufeinander. Ob und welche Features mich begeistern, erfahrt ihr im folgenden Testbericht. Des Weiteren werde ich immer wieder den Vergleich zu dem zuvor getesteten NIKE InfinityRN 4 und dem NIKE Pegasus 39 ziehen, damit ihr den Schuh besser einordnen

 

Die Specs des Testschuhs:

Kategorie

Cushion, Allround
Schuhart

Neutral

Geschlecht

Herren

Sprengung

10 mm 

Gewicht

301 g (Herren US 9.5 / EU 43)

Farbe

Schwarz / Anthracite / Weiß

Weite

Normal

 

 

 

Unboxing:

Der Vomero 17 ist ein echter Hingucker. Nicht nur die gute Verarbeitung, sondern auch kleine Akzente, wie das „Swoosh-Fähnchen“ an der Fersenkappe und das Typen-Emblem auf der Zunge lassen den Schuh sehr wertig erscheinen. Das Muster des Meshs und die zweifarbige Mittelsohle sorgen für den modernen sportlichen Style.

Im Gegensatz zu dem gestrickten Flyknit des InfinityRN 4 ist das Obermaterial des Vomeros klassisch glatt und wenig elastisch. Zudem ist eine innenliegende Fersenkappe tastbar, sowie spezielle Schnürungskanäle im Mittelfußbereich sichtbar. Diese Faktoren lassen auf einen stabilen Halt und guten Support schließen. Die Zunge ist schon relativ dick gepolstert und ist mit dem Obermaterial verbunden. Die Polsterung des Schuhkragens fällt eher klassisch moderat aus.

Eine deutliche Änderung erkennt man an der Außensohle. Die Sohle der Vorgängermodelle des Vomeros bestand aus einem Stück. Jetzt sieht man diverse Flexkerben in Längs- und Querrichtung. Mehr Flexibilität und ein besseres Abrollverhalten sind das Ziel.

 

Der erste Eindruck:

Im Gegensatz zu dem InfinityRN 4 benötige ich mit dem Vomero 17 etwas Eingewöhnungszeit. Für den optimalen Sitz muss der Schuh entsprechend geschnürt werden. Wie gewöhnlich schnüre ich ihn mit der Marathonschnürung, allein damit die Schnürsenkel nicht mehr so lang sind und die Schleife kleiner ausfällt. Ebenso mag ich es, wenn der Fersenbereich fest im Schuh sitzt und der Fuß nicht ganz so leicht nach vorne rutscht. Hierbei merke ich aber schon, dass die Zunge nicht optimal sitzt und etwas auf den Fußrücken drückt. Die Festigkeit der Schnürung etwas angepasst, erhalte ich aber einen bequemen Sitz am Fuß.

Leider habe ich keine Erfahrungswerte mit den Vorgängern des Vomero 17 und weiß deshalb nicht, wie der Wegfall der Zoom Air-Kissen zu bewerten ist. Im Vergleich zum Pegasus 39, der die Air-Elemente noch besitzt, ist die Dämpfung um einiges weicher und gemütlicher. Hinten, im Fersenbereich, habe ich den Eindruck, dass ich schon im Stand etwas einsinke, was die Sache leider etwas instabil erscheinen lässt. Gefühlt stehe ich in einem Laufschuh mit geringer Sprengung, dabei liegt sie hier bei guten 10mm. Aber Laufschuhe sind ja bekanntlich nicht zum Stehen da und persönlich lege ich viel mehr Wert auf eine ordentliche Dämpfung im Mittelfußbereich und das bekommt der Vomero 17 sehr gut hin.

Läuft oder wippt man etwas im Schuh, bemerkt man doch schon das reaktive Dämpfungsmaterial. Der Mix aus dem ZoomX und dem Cushlon 3.0 scheint eine gute Kombination zu sein, welches sich auch im nächsten Abschnitt bestätigt.

 

 

Lauftraining:

Fangen wir ausnahmsweise mal mit dem Negativen an - die Zunge, im Zusammenhang mit der Schnürung, passt nicht optimal zu meiner Fußanatomie. Auch nur etwas zu fest geschnürt, drückt die gut gepolsterte Zunge auf den Fußrücken und verursacht bei mir Druckschmerzen. Gerade mit der Marathonschnürung ist die Spannung zu groß, sodass ich im Weiteren mit der herkömmlichen Schnürweise laufen muss. Aber einmal das richtige Maß gefunden, sitzt der Schuh sehr angenehm.

Und wenn wir schon mal bei der Passform sind. Ich würde sagen klassisch gut! Sitz und Halt lassen sich optimal über die Schnürung justieren, sodass hier jeder das bestmögliche Maß an Bequemlichkeit findet. Das Obermaterial umschließt den Fuß sicher, ohne zu eng oder einschränkend zu sein. Auch bei längeren Läufen bleibt die Passform konstant, was dazu beiträgt, Blasen und unangenehme Druckstellen zu vermeiden.

Bei langsamen bis lockerem Tempo läuft sich der Vomero 17 durchaus komfortable. Gerade im Mittel- und Vorfußbereich funktioniert die reaktionsfreudige Dämpfung sehr gut. Beim Abdruck spürt man die Reaktivität, die sich bei schneller Pace sogar verstärkt. „Bouncy“ ist hier das richtige Wort und charakteristisch für das ZoomX Mittelsohlenmaterial. Allerdings ist das Laufgefühl sehr indirekt, sodass bei wirklicher hoher Pace das Tempogefühl auf der Strecke bleibt. Nichtsdestotrotz sehr viel besser als beim InfinityRN 4, der für schnelles Tempo nicht geeignet ist. Hier wäre aber eine etwas härtere und direktere Dämpfung vorzuziehen.

Das Mesh ist leicht und atmungsaktiv, sodass im Schuh immer ein gutes Klima herrscht. Die Sohle hat eine leichte Rocker Geometrie. Nicht so übertrieben wie beim InfinityRN 4, aber der Schuh rollt dennoch sehr geschmeidig ab. Lediglich das Gefühl eines Vortriebes kann ich nicht so recht nachempfinden. Die Außensohle mit Waffelprofil hält mich auch hier jederzeit in der Spur, ist aber für den festen und trockenen Untergrund konzipiert.

 

 

Fazit:

Die Passform ist kein Vergleich zu einem InfinityRN 4, denn sein Flyknit ist konkurrenzlos. Aber hier vergleicht man Äpfel mit Birnen, da die beiden Modelle einen komplett anderen Aufbau haben, andere Stoffe zum Einsatz kommen und unterschiedliches Dämpfungsmaterial aufweisen. Daher sehe ich den NIKE Vomero 17 als sehr gute Ergänzung zum InfinityRN 4. Wo der InfinityRN an seine Grenzen stößt, knüpft der Vomero an. Wenn es mal etwas schneller wird – für den Vomero kein Problem!

Für längere Tempoeinheiten ist mir der Vomero 17 etwas zu weich. Hier hätte ich gerne die etwas straffere und direktere Dämpfung des Pegasus 39. Weniger ist hier mehr! Optimal läuft er sich auf längeren Läufen bei lockerem moderatem Tempo. NIKE schreibt: „Damit schaltest du bei langen Läufen den Tempomat ein.“ Und genau dieses Laufgefühl konnte ich nachvollziehen - man kann sehr gut ein konstantes Tempo ermüdungsfrei halten.

Doch ist der Vomero 17 nun der perfekte Daily-Trainer? Wie immer kommt es darauf an, welche Ambitionen ihr verfolgt. Habt ihr noch keinen gemütlichen Laufschuh für die langsamen langen Läufe, dann ist der Vomero eine gute Wahl. Es setzt auf Komfort, kann aber auch mal schnell, bei Fahrtspielen oder kurzen Intervallen.

In manchen Foren hält sich das Gerücht, dass der Vomero der bessere Pegasus sei. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Er ist zwar teurer aufgrund seines Material-Mixes und der aufwändigeren Verarbeitung, aber für mich sind es immer noch zwei verschiedene Laufschuhmodelle mit unterschiedlichen Laufeigenschaften. Meiner Einschätzung nach, als etwas ambitionierterer Läufer, hat der Pegasus bezüglich seiner Allround-Qualitäten die Nase vorn. Übrigens gibt es ihn längst in der 40. Version – natürlich auch hier im Shop4Runners.com erhältlich.