TEST PUMA DEVIATE NITRO ELITE

 

„Schach!    … Matt?“

Kurz nachdem die „Normal-Version“ des DEVIATE NITRO ein sehr gutes Test-Ergebnis einheimsen konnte, hatte ich die Möglichkeit, auch das „ELITE-Modell“ zu testen.

Durch zahlreiche Optimierungen und hochwertigeres Mittelsohlen-Material versprach der Deviate Nitro Elite („DEVIATE ELITE“) einen Angriff auf die Spitzenplätze im Bereich der Carbon-Laufschuhe vornehmen zu können. Ob und inwieweit der „ELITE“ dieses Vorhaben realisieren konnte, soll der nachfolgende Testbericht zeigen.

Shop4runners hat mir den PUMA Deviate Nitro Elite zur Verfügung gestellt, so dass ich selbigen unabhängig von etwaigen Hersteller-Interessen testen konnte.

 

 

OPTIK und VERARBEITUNG:

Der PUMA DEVIATE NITRO ELITE kommt auf den ersten Blick sehr „unscheinbar“ daher.

Überwiegend weiß, mit grauen Applikationen/Logo, sowie einer orangefarbenen Außensohle, fällt er auf den ersten Blick nicht besonders ins Auge. Dies ändert sich jedoch beim genaueren Hinsehen:

Zum einen besitzt er ein ultradünnes, fast durchsichtiges Mono-Mesh und eine sehr dünne (aber nicht unbequeme) Zunge, was darauf hindeutet, dass hier extrem „an der Gewichtsschraube gedreht“ wurde.

Auf der anderen Seite weißt der kleine „NITRO ELITE“-Schriftzug an der Mittelsohle (mit unterschiedlich farbigen Mittelsohlenschäumen) darauf hin, dass auch an dieser reichlich „Tuning-Potenzial“ entdeckt worden war.

Da auch die Verarbeitung tadellos ist, finden Freunde des „optischen Understatements“ mit Sicherheit Gefallen am neuen „Elite-Modell“ von Puma!

 

 

TECHNISCHE DATEN:

Der DEVIATE ELITE wiegt in UK12 (Achtung: US13, EU47) erfreulich niedrige 234g.

Das sind rund 70g weniger als der „normale“ Deviate Nitro! Er ist somit der leichteste bislang von mir getestete Carbon-Racer!

…und setzt sich sogar von den Platzhirschen Nike Vaporfly Next% und Saucony Endorphin Pro ab! Wie fast alle (Carbon-) Racer ist auch der ELITE als Neutralschuh und somit ohne stützende Elemente konstruiert. Lediglich die Carbon-Platte stabilisiert den an sich weichen Mittelsohlenschaum.

Mit einer Bauhöhe von 36 zu 28mm, besitzt er eine Sprengung von 8mm. Somit reizt er das seitens der World Athletics vorgegebene „Höhen-Limit“ von 40mm nicht einmal ganz aus.

 

Technische Highlights:

Zum einen das hauchdünne, fast an eine matte „Tesa-Folie“ erinnernde, Mono-Mesh mit Micro-Perforation, welches eine hohe Atmungsaktivität bei extrem geringen Gewicht verspricht.

Spezieller PEBA-basierter* NITRO-Foam, der ein Höchstmaß an Rebound gewährleisten soll. Durchgehende InnoPlate (Carbonplatte), die vorne „geteilt“ (siehe Bildergalerie) ist. PumaGrip Außensohle - mit flacherem Profil als in der Normal-Version -  für optimalen Grip bei geringem Gewicht

 

Exkurs:

Zusätzlich habe ich einige Informationen seitens der Entwickler von PUMA erhalten:

Die unterschiedlich eingefärbten Mittelsohlen-Schäume sollen keine unterschiedlichen „Härtegrade“ besitzen, es handelt sich lediglich um ein sog. „external paint“. Die Schichten haben unterschiedliche „Dicken“ und sollen das Abrollverhalten iVm der InnoPlate „harmonisieren“.

Der rote Schaum hat auch eher eine optische Funktion und ersetzt den stabilisierenden Fersenclip (des Deviate Nitro), der aus Gewichtsgründen weggelassen wurde.

Auch wurde beim ELITE eine spezielle thermogeformte Version der InnoPlate implementiert, die wesentlich leichter und insbesondere im Vorfußbereich auch speziell verstärkt sein soll, um den „Push-Effekt“ zu optimieren.

Die vorne „geteilte“ InnoPlate soll beim Abrollvorgang und Schrittdämpfung insbesondere „Pronierern“ mehr Flexibilität bieten, so dass der der Schuh etwas besser mit dem Fuß „zusammenarbeiten“ und die „Stoßwirkung“ auf Knie und Hüftbereich verringern kann.

 

PASSFORM:

Der ELITE ist „Racer-typisch“ eher schmal geschnitten, die Zehenbox nicht übermäßig breit, bietet jedoch mMn ausreichend Freiheit. Durch die medialen und lateralen „Textilverstärkungen“ im Mittelfußbereich und die gelungene Schnürung lässt sich der Fuß jedoch sehr gut „im Schuh fixieren“.

Einzig und allein der Fersenbereich ist wie bei der normalen Version des Deviate etwas zu breit geraten, so dass man hier auf die Marathon-Schnürung zurückgreifen muss, um einen optimalen Sitz zu gewährleisten.

Dies war zumindest bei mir der Fall.

Da auch die Polsterungen seitlich und nicht um den gesamten Fersenbereich verlaufen, ist hier noch ein wenig Optimierungspotenzial gegeben.

 

Hinweis:

Das Damenmodell ist hinsichtlich der Passform eine einigen Bereichen überarbeitet: So besitzt es eine schmalere Fersenkappe und auch der Bereich des Fußbrettes wurde anatomisch angepasst.

Somit kann es in Sachen Passform hier zu Abweichungen im Vergleich zum Herren-Modell kommen.

 

Hinweis für Triathleten:

Aufgrund der nicht „vernähten“ Zunge, der schmaleren Passform und der Notwendigkeit, die Schnürung zur Fersenfixierung ziemlich eng (eventuell mit Marathon-Schnürung) zu schnüren, ist der Einstieg für Triathleten tendenziell etwas zeitaufwändiger.

Für die Auswahl eines Schnellschnür-Systems ist zu beachten, dass man eher auf ein glattes Gummi-Schnürsystem zurückgreifen sollte, welches man nach dem „Schuheinstieg“ mit einem kräftigen Zug noch enger schnüren kann. (Xtenex-Systeme dürften deswegen eher ausscheiden).

 

 

GRIP:

Durch die PumaGrip-Außensohle gewährleistet der ELITE insbesondere auf Asphalt einen sehr guten Grip.Auf festen Wald- und Wirtschaftswegen ist dieser ebenfalls ziemlich gut. Bei Nässe auf Asphalt haftet der Schuh auch sehr ordentlich. (Matsch und auch nasse Tartan-Bahnen sind nicht sein Terrain) Generell würde ich aber bei nassen Bedingungen und engen Kurven immer ein wenig Vorsicht walten lassen.


HALTBARKEIT:

Während des Testzeitraums zeigten sich beim ELITE keinerlei signifikante Auffälligkeiten. Tendenziell dürfte die Außensohle für mehrere Hundert Kilometer „gut sein“.

Erfahrungsgemäß ist der PEBA-Mittelsohlenschaum nicht so haltbar wie die EVA-Pedants, dennoch dürfte sich auch hier die „zu erwartende Laufleistung“ im normalen Rahmen (also ca. 300-500km) bewegen.

Je nach Läufertyp, Abrollverhalten, sowie Einsatzbereich und Häufigkeit bewegen sich die meisten Carbon-Racer in Sachen Haltbarkeit in diesem „Bereich“. Für einen „Wettkampfschuh“ ist das durchaus „normal“.

Man sollte diese eben nur zu ausgewählten Trainings und im Wettkampf tragen. Ob Läufer*innen eine derart „kostspielige“ Investition tätigen, ist ein natürlich ein individuelles Thema…

 

 

LAUFVERHALTEN, DYNAMIK und STABILITÄT:

Der DEVIATE ELITE legt los wie eine Rakete!

Ab dem ersten Schritt merkt man, dass hier das Highend-Material PEBA für den Mittelsohlen-Bereich verwendet wurde. Der Rebound ist extrem hoch und erinnert ein wenig an das legendäre ZoomX Material von Nike.

Auch die implementierte InnoPlate weiß zu überzeugen. Durch ihre leicht geschwungene und vorne „gesplittete“ Bauform erzeugt sie im Zusammenspiel mit der Mittelsohle einen signifikanten PUSH! Der Abrollvorgang wird hierbei dynamisch und leicht progressiv unterstützt, dies erinnert ein wenig an die „Speedroll-Technologie“ von Saucony.

Man kann könnte also fast sagen: >>> „ZoomX meets Speedroll“. Und dies ist als absolutes Lob zu sehen!

 …denn die vorgenannten Materialien und Technologien bilden seit letztem Jahr die absolute Spitze in Sachen Carbon-Racer.

Aufgrund des sehr soften Mittelsohlenmaterials wird jedoch eine gewisse Instabilität im Fersenbereich erkauft. Der Fersen-Clip des Normal-Deviate wurde zudem durch einen roten „Sichtschaum“ ersetzt, der einiges an Gewicht einspart. Auch ist die Fersenkappe im Vergleich zum Deviate Nitro kaum verstärkt.

Für Fersenläufer ist der ELITE daher meiner Meinung nach eher weniger geeignet. Mittel- und Vorfußläufer hingegen werden an dem DEVIATE ELITE ihre wahre Freude haben!

Durch das extrem niedrige Gewicht und die sehr gute, dynamische Dämpfung mit sehr hoher Responsivität wird man mit jedem Schritt quasi „nach vorne geworfen“ und kann sein individuelles Wettkampf-/Höchsttempo sehr lange durchhalten!

Hierbei fällt auch auf, dass beim Abrollvorgang in der letzten Phase die Carbon-Platte nicht ganz so „steif“ ist wie zum Beispiel bei Nike und Saucony, sondern den Zehen ein klein wenig mehr Spiel/Flexibilität bietet (siehe oben Entwickler-Info).

Zusätzlich erfreut das luftige, ultradünne Mono-Mesh durch eine hohe Atmungsaktivität.

 

Zwischen-Fazit:

Puma schafft es in Sachen Laufdynamik den Thron zu erklimmen und trifft dort auf illustre Gesellschaft von namhaften anderen Herstellern.

Für den aufgerufenen Preis, dazu unten mehr, eine kleine Sensation!


ALTERNATIVEN:

Mit dem „normalen“ DEVIATE Nitro, der als Alternative für Läufer mit nicht ganz so extremen Performancewünschen als Racing-Schuh geeignet ist, bietet Puma natürlich auch noch einige andere interessante Modelle an, die im damaligen Testbericht auch vorgestellt wurden.


Hier der Link zum Testbericht des PUMA >> Deviate Nitro <<

 und zu allen verfügbaren >> PUMA-Modellen << im Shop.

 

 

FAZIT:

>>> Mission geglückt! <<<

…zwar kein „Schachmatt“, aber ein tolles REMIS auf Referenz-Niveau!

Puma schafft es mit (s)einer „Premium-Version“ des Erfolgsmodells DEVIATE NITRO einen absoluten Outperformer in Sachen Carbon-Racer zu platzieren! Geringstes Gewicht, gepaart mit hochwertigen Materialien, wenn auch mit einer etwas unauffälligen Optik, ergeben ein extrem gutes Gesamtpaket.

Die Verarbeitung des DEVIATE ELITE ist hochwertig, die Passform schön sportlich schmal (bis auf die Ferse) und auch der Grip, insbesondere auf Asphalt, weiß zu überzeugen.

In Sachen Laufdynamik erreicht der ELITE Referenzniveau!

 

Die InnoPlate in Verbindung mit dem PEBA-basierten Mittelsohlenschaum erzeugt einen sehr gelungenen Abrollvorgang mit „starkem Push nach vorne“.

Lediglich Fersenläufer müssen bei der Anprobe ein wenig aufpassen, da aufgrund der Bauhöhe und des weichen Mittelsohlenschaums eine gewisse Instabilität im Fersenbereich gegeben ist. Für Mittel- und Vorfußläufer jedoch gilt: „Feuer frei!“ Mit dem DEVIATE ELITE ist man absolut in der Lage, für eine „relativ niedrige“ UVP von 200€ seine Bestzeiten anzugreifen. Die Konkurrenz bewegt sich meist im Bereich von 220€ - 300€

Von daher gehen beide Daumen deutlich nach oben!

 


Fotos: eigene und Puma

*laut diverser US-Blogger, Puma selbst spezifiziert den „Nitro-Elite Foam“ nicht weiter