Adidas Ultraboost 22 im Test

 

„Wenn du dieses Jahr den Berlin Marathon läufst, dann kannst du auch gleich ein paar Schuhe vom Hauptsponsor testen.“

Okay, ein Mann - ein Wort und schon wurde mein Schuhregal mit dem adidas Ultraboost 22 erweitert. Nach einer gefühlten Ewigkeit „zieren“ nun wieder adidas Schuhe meine Füße. Ob sie es gemocht haben, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.

Beginnen möchte ich meinen Beitrag jedoch traditionell mit einem kurzen Exkurs in die Geschichte, dieses mal in die des Sportartikelherstellers mit den drei Streifen.

Bereits Anfang der 1920er stellten die Gebrüder Adolf und Rudolf Dassler in der Waschküche ihrer Mutter in Herzogenaurach (bei Nürnberg) Sportschuhe her. Ab 1925 wurden Sportschuhe speziell für Fußballer und Läufer produziert. Sogar Jesse Owens, Olympiasieger bei den Spielen in Berlin 1936, trainierte mit Dassler-Schuhen. 

Nach dem Krieg zerstritten sich die Brüder, bei denen es schon des öfteren zu Streitigkeiten hinsichtlich der Firmenpolitik kam, endgültig. Rudolf Dassler verließ das Unternehmen und gründete 1948 die Firma Puma. Ein Jahr später gründete Adolf Dassler als Adi Dassler, mit damals 47 Mitarbeitern, die „Adi Dassler adidas Sportschuhfabrik“, die heutige Adidas AG.

Wer Lust hat, mehr über die Dasslers zu erfahren, kann sich gern den Film „Duell der Brüder - Die Geschichte von Adidas und Puma“ anschauen.

Ich könnte noch viel mehr über die interessante Firmengeschichte schreiben. Zum Beispiel, dass adidas Firmen wie Salomon und Reebok aufgekauft und wieder abgestoßen hat oder wie sich adidas als Modemarke etablierte, aber das würde den Rahmen sprengen. Auch wenn man sich tiefgründiger mit adidas beschäftigt, wird man schnell merken, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.

Nur eins noch. Wo kommen die drei Streifen her? Adolf Dassler hatte zur seitlichen Verstärkung schmale Lederstreifen an seine Sportschuhe angebracht und dann festgestellt, dass diese auch aus der Ferne deutlich erkennbar sind. 1949 wurden die drei Streifen sodann markenrechtlich geschützt.

 

 

Nun aber zum Ultraboost 22

Um es vorwegzunehmen: bei der Herrenversion hat sich gegenüber dem Ultraboost 21 nicht viel verändert, aber bei der Damenvariante ist adidas auf die spezielle Anatomie der Frauenfüße eingegangen. Hierfür wurden ca. 1,2 Millionen Frauenfußscans analysiert und die Ergebnisse bei der Herstellung des neuen Leisten berücksichtigt. Bis dato wurden sowohl Männer- als auch Frauenschuhe überwiegend mit ein und demselben Leisten gefertigt, nun hält auch hier der Fortschritt Einzug.

Der Ultraboost 22 wurde nunmehr dem Frauenfuß angepasst. So ist zum Beispiel der Knöchelbereich tiefer ausgeschnitten, die Zunge weicher und eng anliegender und die Fersenkappe schmaler als bei den Herren.

Ansonsten hat der Ultraboost 22 nur wenig Gewicht, nämlich 7 Gramm, gegenüber dem 21er verloren und zählt somit noch immer zu den schwereren Laufschuhen. Die Schnürung hat adidas etwas verändert und der neue Schuh soll insgesamt etwas weicher und bequemer sein.

 

Technische Daten

•        Gewicht: 375 Gramm (bei Größe 44)

•        Sprengung: 10 Millimeter

•        in verschiedenen Farbvarianten erhältlich

•        geeignet für Neutralschuhläufer

 

Erste Eindrücke/Passform

Gleich beim Auspacken fiel mir auf, dass der Schuh solide verarbeitet ist. Keine Kleberückstände, kein chemischer Geruch. Die Nähte sind ordentlich verarbeitet und „Fadenreste“ nicht zu finden.

Das Design ist ansprechend und entspricht dem lifestyle, so dass der Schuh auch gerne in der Freizeit getragen werden kann.

Die Sockenkonstruktion macht den Einstieg etwas „komplizierter“, aber wenn man dann erstmal drin ist, wackelt oder schlupft nichts mehr. Auch wenn der Mittelfußbereich etwas eng geschnitten ist, finden meine Füße noch ausreichend Platz. Personen mit noch breiteren Füßen, als ich sie habe, dürften hier an ihre Grenzen stoßen.

Für den notwendigen seitlichen Halt sorgen die beiden „Plastikflügel“ mit den berühmten drei Streifen (so nenne ich sie jetzt einfach mal), an denen sich die Schnürung befindet. Die Schnürsenkel selbst sind platt. Somit wird verhindert, das sie sich selbständig öffnen. Ein Doppelknoten, wie bei runden Schnürsenkeln, ist somit nicht erforderlich. Meine Partnerin durfte in den Frauenschuh schlüpfen und fand diesen in der Passform sehr angenehm, obwohl sie sich mit einem Hallux Valgus rumärgert.

 

 

Material

Für das obere Mesh hat adidas Primeknit+ mit Primeblue verwandt. Hierbei handelt es sich um recyceltes Material, das teilweise auch aus Parley Ocean Plastik hergestellt wird. Heißt auf deutsch, adidas verwendet Plastikmüll aus den Ozeanen. Hier geht ganz klar der Daumen nach oben.

Die Zwischensohle besteht aus BOOST-Schaum, der auch wie beim Vorgängermodell das richtige Maß an Sprungkraft und Energierückgabe bietet. Die im Mittelfußbereich eingebaute LEP-Platte (Linear Energy Push Plate) gibt dem Ultraboost 22 eine gewisse Steifigkeit und Stabilität. Der Vorfußbereich bleibt jedoch, anders als bei so manchem Carbonschuh, flexibel und sorgt für den guten Vortrieb.

Für die Außensohle wird der charakteristische rutschfeste Continental-Gummi verwendet.      

 

Praxis

Okay, reinschlüpfen, loslaufen, wohlfühlen war bei dem Schuh nicht angesagt. Erst nach den ersten Kilometern, als sich das Mesh etwas geweitet hatte, hat sich mein etwas breiterer Fuß an den Schuh gewöhnt. Dann lief es jedoch super.

Die Rockersohle sorgte für einen guten Vortrieb. Hinsichtlich der Dämpfung liegt der Schuh meines Erachtens in der Mittelklasse, was jedoch nicht negativ ist.

Die steife Mittelfußplatte bekam ich beim Rundenlauf zu spüren. Da ich sonst Schuhe trage, die eine leichte „Verwringung“ der Mittelsohle zulassen, mochte meine Sehnenplatte auf der Fußunterseite die vielen gelaufenen Kurven nicht. Auf gerader Strecke hatte ich damit jedoch keine Probleme. Da wurde der Fuß gut geführt, rollte super ab und die LEP-Platte gab einen zusätzlichen Schub.

Sowohl auf der Straße, als auch auf „Waldautobahnen“ machte der Schuh einen guten Eindruck. Ob bei trockenem oder feuchtem Geläuf, der Grip war stets vorhanden.

 

 

Fazit

Hervorzuheben ist, dass adidas sich die Mühe gemacht hat und auf die spezielle Anatomie der Frauenfüße eingegangen ist. Pluspunkte gibt es auch für die Verarbeitung von Parley Ocean Plastik.

Der Ultraboost 22 hat gute bis sehr gute Laufeigenschaften. Er ist ein gut gedämpfter Allrounder für Straße und ebene Waldwege mit ordentlich Grip. Je länger ich den Schuh trug, desto mehr Freude bereitete er mir.

Den Berlin Marathon 2022 konnte ich jedoch nicht laufen, da mich dieses blöde Coronavirus heimgesucht hat. Gerne hätte ich geschrieben, wie sich der Schuh auf der Marathondistanz anfühlt. Ich bin aber der Überzeugung, dass er auch hier eine gute Figur macht. Auf den langen Vorbereitungsläufen gab es jedenfalls keine Probleme

Neutralläufer mit einem schmalen Vor- und Mittelfuß werden ihre Freude am Ultraboost 22 haben. Wer jedoch auf breiteren Füßen lebt, sollte sich mal bei Topo oder Herstellern wie New Balance bzw. Brooks, die zu ihrem normalen Sortiment auch breitere Varianten anbieten, umschauen.

Mit 190,00 EUR (UVP) liegt der Ultraboost 22 in der höheren Preisklasse. Zu haben ist er jedoch meist schon günstiger.

 

Quellen: Wikipedia, adidas

Text und Fotos: Thomas Ritter